Ein Jahr Wallter’s im Alten Wall: Das neue Wohnzimmer der Hansestadt
Philipp Preussen, Moritz Stolberg, Christian Preussen (v.l.n.r.) © Nils Schwarz
Mitten in der Pandemie startete das Wallter’s zunächst mit To-Go-Speisen; inzwischen hat sich das Restaurant zu einer festen Größe in Hamburg etabliert.
Wir sitzen direkt am Fenster und schauen aufs Fleet, wo gerade ein Boot entlang schippert und Bewegung ins funkelnde Wasser bringt. Die Sonne hat die grauen Januarwolken am Himmel über Hamburg endlich mal überlistet. Bevor sie untergeht, stoßen wir erstmal mit einem Bellini an, der durch den Thymianschaum einen ganz besonderen Geschmack hat. Big like. Das Interieur ist eine Mischung aus modernem Betonlook und französischem Bistro. Die Atmosphäre ist professionell, aber gleichzeitig herrlich entspannt. Und Entspannung können wir in diesen Zeiten alle gut gebrauchen.
Im Dezember 2020 starteten die drei Gastronomen Christian und Philipp Preussen und Moritz Stolberg ihr Restaurant im Alten Wall. Also mitten im Lockdown, wo sie sich mit leckerem Take-away schnell einen guten Namen in der Nachbarschaft der vielen Büros machten. Alle drei Betreiber haben reichlich gastronomischen Hintergrund. Aber so eine Situation hatten sie natürlich auch noch nicht erlebt. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, war nie eine Option. „Wir wollten einfach loslegen, nachdem wir so lange auf die Öffnung hingearbeitet hatten. Und Gott sei Dank haben uns die umliegenden Büros alle unterstützt“, erzählt Christian Preussen von dem nicht ganz einfachen Anfang.
Das Interieur ist eine Mischung aus modernem Betonlook und französischem Bistro. © Art-Invest Real Estate, Götz Wrage
Als sie endlich die Türen für Gäste öffnen konnten, kamen nicht nur die Geschäftsleute zum Business-Lunch, sondern auch gleich viele Hamburger und Hamburgerinnen, die einfach Lust hatten, ein neues Restaurant auszuprobieren. Durch den Sommer hindurch kann man übrigens wunderbar direkt am Fleet auf kleinen Terrassen sitzen und die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen sehen. Perfekt auch für einen kleinen Sundowner. Denn natürlich kann man auch einfach auf ein gutes Glas Wein vorbeischauen. Neben den tollen Rotweinen von Dieter Meier, gibt es auch – speziell bei den Weißweinen - eine Reihe junger Winzer zu entdecken.
Kleine Karte – große Qualität
Die Karte ist übersichtlich, hält aber für jeden Geschmack etwas bereit. Fleischliebhaber können sich über exzellente Steaks und Filets freuen, die – wie auch viele Weine – von der argentinischen Hacienda des Yello-Musikers Dieter Meier stammen. Aber auch Fischfans kommen auf ihre Kosten, die Tiger Prawns mit selbst gemachter Aioli sind „to die for“. Am Nebentisch sehen wir glückliche Menschen Austern schlürfen. Und selbst die fleischlosen Alternativen wie etwa das vegetarische Tartar mit Avocadocreme und Wallnüssen schmecken vorzüglich und sind keine Verlegenheitslösung.
Der Service ist aufmerksam, sympathisch locker und auf den Punkt. Die Macher hinter dem Wallter’s tun wirklich alles – und das maßgeblich über eine angenehme Unaufgeregtheit – damit sich die Gäste wohlfühlen. „Die Leute suchen heute nach Plätzen, die nicht so formell steif sind, wo sie gerade in diesen Zeiten loslassen können“, sagt Christian Preussen.
Lässigkeit und gute Küche müssen sich also nicht mehr ausschließen. Das empfinden viele Hamburger und Hamburgerinnen genauso. Das Wallter’s hat sich in wenigen Monaten viele Fans erkocht, die immer wieder kommen. Und die guten Besprechungen in zahlreichen Gastroführern und Zeitungen haben ihr Übriges getan, das Wallter’s zum neuen Wohnzimmer der Innenstadt zu machen.
Inzwischen sollten man besonders an den Wochenenden reservieren, um einen der begehrten Plätze zu ergattern. Neben den Tischen am Fleet gibt es im ersten Stock auch Plätze mit direktem Blick auf das Hamburger Rathaus und den wunderschönen Boulevard. Bei einem leckeren Schokokuchen zum Abschluss kann die Seele nochmal besonders gut baumeln. Der Bauch jauchzt und wir sind ganz sicher, dass wir schon bald wiederkommen.