Schleusenmeister Uwe Walinowski: Wie Alster und Elbe seinen Arbeitsalltag bestimmen
Schiffe zu schleusen ist nur eine der vielen Tätigkeiten von Schleusenmeistern in Hamburg. Der Beruf ist vielseitig und durchaus fordernd. Denn jeder Tag ist anders.
Es ist Bilderbuchwetter in Hamburg: Ein kühler Aprilmorgen mit strahlend blauem Himmel. Die Möwen ziehen über die Binnenalster ihre Runden und kommen auch gerne mal am Fleet an der Rathausschleuse vorbei. Dort treffen wir Uwe Walinowski, Schleusenmeister im Fachbereich Wasserwirtschaftliche Anlagen beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Oder um es anschaulicher zu formulieren: Er ist einer von 25 Schleusenmeistern in Hamburg, der mit seiner Arbeit und vielen Kollegen und Kolleginnen die Hansestadt vor Hochwasser schützt. Eigentlich arbeitet Walinowski an der Schaartorschleuse. Diese sichert Hamburg seit über 50 Jahren gegen elbseitige Sturmflut als auch gegen Binnenhochwasser auf der Alster ab. Vom Leitstand der Schaartorschleuse aus können die Mahatma-Gandhi-Brücke, die Rathausschleuse, das Nikolaisperrwerk und das Baumwallsperrwerk ferngesteuert werden. Und noch weitere Betriebsanlagen werden von dort aus überwacht. Im Gegensatz zur kleinen Rathausschleuse ist also am Schaartor jede Menge los. „Jeder Tag ist anders. Ich mag das und brauche auch Action“, erzählt Uwe Walinowski.
Die Rathausschleuse mag er trotzdem gerne. Denn für ihn sind Rathaus, Binnenalster und Umgebung das Herz von Hamburg. „Hier in der Mitte ist es am schönsten“. Mehr muss nicht gesagt werden. Seit 2005 arbeitet er in seiner jetzigen Funktion, vorher war er bei der LSBG als Schlosser tätig. Alle Schleusenmeister müssen einen technischen Beruf ausüben und werden dann in mehreren Wochen zum Schleusenmeister ausgebildet. In dieser Funktion hat man ziemlich viel Verantwortung. Denn als Schleusenmeister muss man auch die diversen Betriebsanlagen überprüfen. Und sollte mal der Strom ausfallen oder die Hydraulik klemmen, „muss jeder Handgriff sitzen. Da kann es schon mal hektisch werden“, weiß Uwe Walinowski aus Erfahrung. Da kommt selbst der Schleusenmeister, den so schnell nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, ins Schwitzen.
Schleusenmeister müssen sich mit allen Betriebsanlagen auskennen
So erinnert er sich an einige hektische Hochwassertage im letzten Jahr, an denen an der Elbe über sechs Meter Wasserstand herrschte. Höher als 1,60 Meter darf der Wasserstand am Fleet nicht werden. An der Elbe sollte er nicht höher als drei Meter gehen. Damit der Wasserstand im erforderlichen Rahmen bleibt, wird er über die Wasserregelung gesteuert. Im Fachjargon heißt das, „Wasser ziehen“. Die Kollegen an der Rathausschleuse bekommen vom Schleusenmeister der Schaartorschleuse gesagt, wieviel Wasser sie ziehen dürfen. Die Wasserregulierung kann man hier fast täglich beobachten. Für Besucher und Besucherinnen von Hamburg ist dies immer ein kleines Spektakel und viele bleiben stehen und beobachten wie z.B. das Wasser von der Alster Richtung Elbe gelenkt wird. Die Hydraulikanlage der Rathausschleuse liegt unter der Rathausbrücke. Wir gehen zu einer gut versteckten Tür und bekommen demonstriert, wie eben im Fall etwa eines Stromausfalls die Anlage per Hand bedient werden kann. Dafür braucht man schon ordentlich Kraft und Kondition. Übrigens verfügt die Rathausschleuse auch über eine Sprudelanlage, die über PC aktiviert werden kann, damit die Alster nicht zufriert.
Kleiner Schnack beim Schleusen von Booten
Zu den schönsten Aufgaben der Schleusenmitarbeiter gehört es, Boote durchzulassen. An diesem Morgen kündigt ein Kollege der Schaartorschleuse dem Kollegen an der Rathausschleuse an, dass ein Boot in Richtung Alster durchfahren will. Wir beobachten, wie die Tore zur Schleusung langsam geöffnet werden. Zahlen müssen die durchfahrenden Boote übrigens nur, wenn sie in die Stadt hineinfahren. Teuer ist das nicht. So bezahlt etwa ein Paddelboot 2 Euro pro Schleusung oder 20,50 Euro für eine Jahreskarte. Motorboote zahlen vier Euro und eine Barkasse acht Euro pro Durchfahrt. Das Kassieren erfolgt auch an der Schleuse, außer man verfügt über eine Jahreskarte, dann müssen die Schleusenmeister entsprechende Rechnungen erstellen. Ein weiter Baustein der vielfältigen Tätigkeit.
Kurze Zeit nach Öffnung der Schleuse sehen wir ein kleines Boot anschippern. Nach einem kleinen Schnack geht die Fahrt weiter. Die Boot-Saison steht unmittelbar bevor und viele Bootsbesitzer bringen ihre Boote jetzt zu ihren Liegeplätzen an die Außenalster. Auch die Barkassen der Alstertouristik fahren regelmäßig durch die Schleuse. An diesem Vormittag warten wir allerdings vergeblich, denn der Wasserstand ist zu niedrig, so dass die Barkasse nicht rausfahren kann. Normalerweise geht alles regelkonform an den Schleusen zu. „Manchmal fahren Boote durch, auch wenn es nicht grün ist. Und Stand-Up-Paddler dürfen gar nicht durch die Schleuse“, so Uwe Walinowski.
Als Schleusenmeister muss man flexibel sein. 12-Stunden-Schichten, Nachtdienste und Feiertagsdienste sind normal. Für Uwe Walinowski kein Problem. Denn er mag seinen Job und „dass es keine Routine gibt“. Und wir in Hamburg sind froh, dass es Menschen wie ihn gibt, die uns und unsere tolle Stadt mit ihrem Job so gut schützen. Beide Anlagen sind 24/7 besetzt.
Tipps für Hamburg von Uwe Walinowski:
Rothenburgsort, „weil sich der Stadtteil so gemausert hat.“
https://www.hamburg.de/rothenburgsort/
Wilhelmsburg „wegen der Vielfalt und Kultur“