Schleusenmeister Uwe Walinowski: Wie Alster und Elbe seinen Arbeitsalltag bestimmen

Schleusenmeister Uwe Walinowski: Wie Alster und Elbe seinen Arbeitsalltag bestimmen 1920 1280 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Schleusenmeister Uwe Walinowski: Wie Alster und Elbe seinen Arbeitsalltag bestimmen

10. Mai 2023

Schiffe zu schleusen ist nur eine der vielen Tätig­keiten von Schleu­sen­meistern in Hamburg. Der Beruf ist vielseitig und durchaus fordernd. Denn jeder Tag ist anders.

Es ist Bilder­buch­wetter in Hamburg: Ein kühler Aprilm­orgen mit strahlend blauem Himmel. Die Möwen ziehen über die Binnen­alster ihre Runden und kommen auch gerne mal am Fleet an der Rathaus­schleuse vorbei. Dort treffen wir Uwe Walinowski, Schleu­sen­meister im Fachbe­reich Wasser­wirt­schaft­liche Anlagen beim Landes­be­trieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Oder um es anschau­licher zu formu­lieren: Er ist einer von 25 Schleu­sen­meistern in Hamburg, der mit seiner Arbeit und vielen Kollegen und Kolle­ginnen die Hanse­stadt vor Hochwasser schützt. Eigentlich arbeitet Walinowski an der Schaar­tor­schleuse. Diese sichert Hamburg seit über 50 Jahren gegen elbseitige Sturmflut als auch gegen Binnen­hoch­wasser auf der Alster ab. Vom Leitstand der Schaar­tor­schleuse aus können die Mahatma-Gandhi-Brücke, die Rathaus­schleuse, das Nikolai­sperrwerk und das Baumwall­sperrwerk fernge­steuert werden. Und noch weitere Betriebs­an­lagen werden von dort aus überwacht. Im Gegensatz zur kleinen Rathaus­schleuse ist also am Schaartor jede Menge los. „Jeder Tag ist anders. Ich mag das und brauche auch Action“, erzählt Uwe Walinowski.

Die Rathaus­schleuse mag er trotzdem gerne. Denn für ihn sind Rathaus, Binnen­alster und Umgebung das Herz von Hamburg. „Hier in der Mitte ist es am schönsten“. Mehr muss nicht gesagt werden. Seit 2005 arbeitet er in seiner jetzigen Funktion, vorher war er bei der LSBG als Schlosser tätig. Alle Schleu­sen­meister müssen einen techni­schen Beruf ausüben und werden dann in mehreren Wochen zum Schleu­sen­meister ausge­bildet. In dieser Funktion hat man ziemlich viel Verant­wortung. Denn als Schleu­sen­meister muss man auch die diversen Betriebs­an­lagen überprüfen. Und sollte mal der Strom ausfallen oder die Hydraulik klemmen, „muss jeder Handgriff sitzen. Da kann es schon mal hektisch werden“, weiß Uwe Walinowski aus Erfahrung. Da kommt selbst der Schleu­sen­meister, den so schnell nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, ins Schwitzen.

Schleu­sen­meister müssen sich mit allen Betriebs­an­lagen auskennen

So erinnert er sich an einige hektische Hochwas­sertage im letzten Jahr, an denen an der Elbe über sechs Meter Wasser­stand herrschte. Höher als 1,60 Meter darf der Wasser­stand am Fleet nicht werden. An der Elbe sollte er nicht höher als drei Meter gehen. Damit der Wasser­stand im erfor­der­lichen Rahmen bleibt, wird er über die Wasser­re­gelung gesteuert. Im Fachjargon heißt das, „Wasser ziehen“. Die Kollegen an der Rathaus­schleuse bekommen vom Schleu­sen­meister der Schaar­tor­schleuse gesagt, wieviel Wasser sie ziehen dürfen. Die Wasser­re­gu­lierung kann man hier fast täglich beobachten. Für Besucher und Besuche­rinnen von Hamburg ist dies immer ein kleines Spektakel und viele bleiben stehen und beobachten wie z.B. das Wasser von der Alster Richtung Elbe gelenkt wird. Die Hydrau­lik­anlage der Rathaus­schleuse liegt unter der Rathaus­brücke. Wir gehen zu einer gut versteckten Tür und bekommen demons­triert, wie eben im Fall etwa eines Strom­aus­falls die Anlage per Hand bedient werden kann. Dafür braucht man schon ordentlich Kraft und Kondition. Übrigens verfügt die Rathaus­schleuse auch über eine Sprudel­anlage, die über PC aktiviert werden kann, damit die Alster nicht zufriert.

Kleiner Schnack beim Schleusen von Booten

Zu den schönsten Aufgaben der Schleu­sen­mit­ar­beiter gehört es, Boote durch­zu­lassen. An diesem Morgen kündigt ein Kollege der Schaar­tor­schleuse dem Kollegen an der Rathaus­schleuse an, dass ein Boot in Richtung Alster durch­fahren will. Wir beobachten, wie die Tore zur Schleusung langsam geöffnet werden. Zahlen müssen die durch­fah­renden Boote übrigens nur, wenn sie in die Stadt hinein­fahren. Teuer ist das nicht. So bezahlt etwa ein Paddelboot 2 Euro pro Schleusung oder 20,50 Euro für eine Jahres­karte. Motor­boote zahlen vier Euro und eine Barkasse acht Euro pro Durch­fahrt. Das Kassieren erfolgt auch an der Schleuse, außer man verfügt über eine Jahres­karte, dann müssen die Schleu­sen­meister entspre­chende Rechnungen erstellen. Ein weiter Baustein der vielfäl­tigen Tätigkeit.

Kurze Zeit nach Öffnung der Schleuse sehen wir ein kleines Boot anschippern. Nach einem kleinen Schnack geht die Fahrt weiter. Die Boot-Saison steht unmit­telbar bevor und viele Boots­be­sitzer bringen ihre Boote jetzt zu ihren Liege­plätzen an die Außen­alster. Auch die Barkassen der Alster­tou­ristik fahren regel­mäßig durch die Schleuse. An diesem Vormittag warten wir aller­dings vergeblich, denn der Wasser­stand ist zu niedrig, so dass die Barkasse nicht rausfahren kann. Norma­ler­weise geht alles regel­konform an den Schleusen zu. „Manchmal fahren Boote durch, auch wenn es nicht grün ist. Und Stand-Up-Paddler dürfen gar nicht durch die Schleuse“, so Uwe Walinowski.

Als Schleu­sen­meister muss man flexibel sein. 12-Stunden-Schichten, Nacht­dienste und Feier­tags­dienste sind normal. Für Uwe Walinowski kein Problem. Denn er mag seinen Job und „dass es keine Routine gibt“. Und wir in Hamburg sind froh, dass es Menschen wie ihn gibt, die uns und unsere tolle Stadt mit ihrem Job so gut schützen. Beide Anlagen sind 24/7 besetzt.

Tipps für Hamburg von Uwe Walinowski:

Rothen­burgsort, „weil sich der Stadtteil so gemausert hat.“

https://www.hamburg.de/rothenburgsort/

Wilhelmsburg „wegen der Vielfalt und Kultur“

https://www.hamburg.de/wilhelmsburg/