Die Wiege des Gin Basil Smash: Le Lion Barbetreiber Jörg Meyer erfand den Kultdrink und noch einiges mehr

Die Wiege des Gin Basil Smash: Le Lion Barbetreiber Jörg Meyer erfand den Kultdrink und noch einiges mehr 3500 2333 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Die Wiege des Gin Basil Smash: Le Lion Barbetreiber Jörg Meyer erfand den Kultdrink und noch einiges mehr

10. Juli 2023

Seine Bar im Herzen von Hamburg gehört immer noch zu den besten weltweit, doch als kreativer Kopf prägte Meyer die Gastro­szene weit darüber hinaus.

Wenn man auf einem Landgasthof in Nieder­sachsen groß wird, bleiben einem nur zwei Optionen. Man bleibt sein Leben lang dort, betreibt mit der Familie den Betrieb und wird ein echtes Landei, was hier durchaus liebevoll gemeint ist. Oder man macht sich schnellstens auf den Weg in die Großstadt, um dem guten Leben mit all seinen Möglich­keiten zu frönen. Jörg Meyer entschied sich für die zweite Lösung und lernte in jungen Jahren im Elysée Hotel Kellner, bevor er an die Bar wechselte. Einen genauen Plan hatte er damals nicht wirklich. „Mein Motto war schon immer: Erstmal machen und dann gucken wir mal“, erzählt Meyer mit Augen­zwinkern. Diese lässige Einstellung gepaart mit Kreati­vität und einer großen Leiden­schaft für Drinks und Gastro­nomie hat Jörg Meyer zu einem der bekann­testen Barbe­sitzer Deutsch­lands gemacht.

Moderner Klassiker aus Hamburg

In diesen Tagen feiert seine Erfindung Gin Basil Smash 15-jähriges Jubiläum. Längst gilt der Drink als moderner Klassiker und katapul­tierte Meyer und seine neu gegründete Bar Le Lion (deutsch: Der Löwe) 2008 in ungeahnte Höhen der Barszene und machte Le Lion umgehend zur weltweit besten Bar-Neugründung. Auch unter die besten 50 Bars weltweit wurde Le Lion zigfach gewählt. Der hünenhaft gewachsene Barbe­sitzer gibt sich bescheiden und erzählt, dass er diesen großen Erfolg auch seinem Netzwerk zu verdanken habe. Vor Gründung seiner Bar war Meyer ausgiebig gereist, hatte an vielen Bartresen dieser Welt gesessen und Leute kennen­ge­lernt. Man kann es sich genau vorstellen. Denn Meyer ist überaus unter­haltsam und charmant, gespickt mit einer guten Portion Selbst­ironie. Ein positiver Menschenfänger.

Jeden­falls führte sein neuer Drink dazu, dass jede Menge Menschen aus seinem Netzwerk, die oft als Marken­bot­schafter weltweit unterwegs waren, ihre Teams in Bars auf diesen neuen Drink trainierten. Und so stand der frische, mit Basilikum angerei­cherte Gin Drink schon bald auf vielen Barkarten. Über die inter­na­tionale Anerkennung kam auch die große Popula­rität in Deutschland. „Zunächst denkt man natürlich, man sei der Mittel­punkt der Erde. Das dauert dann drei Tage an und dann ist wieder Normal­be­trieb“, erinnert er sich schmun­zelnd an diese Anfänge.

Bevor er Le Lion eröffnete, war Jörg Meyer für eine Zeit Mitbe­sitzer des Atlas Restau­rants in Bahrenfeld, hatte im damaligen legen­dären Streit’s Kino mit einem Partner eine Bar eröffnet und betrieb im Hinter­zimmer des Café Paris schon eine kleine infor­melle Bar. Als sich die Chance ergab, die Räume gegenüber zu übernehmen, griff er zu. Heute ist die Bar eine der ersten Anlauf­stellen, wenn man bei guten Drinks alles um sich herum vergessen möchte. Denn die Bar selbst hat keine Fenster. Kaum tritt man hinter die schwere Holzein­gangstür wird man von Zeit und Raum verschluckt. Stilvolle Ornamente an den Wänden, flauschige Teppiche, dunkle Bänke und Sessel vermitteln Look und Feel eines modernen Gentleman Clubs, in dem sich auch Frauen wohlfühlen. Denn die Atmosphäre ist gediegen, ohne steif zu sein, gute Manieren des Personals sind selbst­ver­ständlich und die Drinks sprechen ohnehin für sich. Und wenn man dann noch die delikaten Häppchen zu sich nimmt, die auf einer Etagere gereicht werden, ist man dem Himmel schon ziemlich nah. Zumindest solange man die Bar mit ihren 40 Plätzen nicht verlässt. Kein Wunder, dass sich so mancher Gast beim Verlassen des Etablis­se­ments darüber wundert, in den Sonnen­aufgang zu blinzeln.

Barkeeper ist König der Gastronomie

Sitzt man an der Bar selbst, kommt man schnell mit den Barkeepern ins Gespräch, die auch immer spontan auf Wünsche eingehen. „Als Barkeeper hat man viel mit den Menschen zu tun. Anders als Kellner, die ja nur kurz am Tisch sind. Hinter der Bar hat man die inter­es­san­teste Zeit und ist König der Gastro­nomie“, so Meyer. In gewisser Weise ist Meyer auch König der Löwen. Denn ein beein­dru­ckendes Exemplar thront als Deko hinter der Bar. Zum Namen inspi­rierte den Barbe­sitzer eine Fabel von Ernest Hemingway: The Fable of the Good Lion. Die Story spielt in Venedig, die Stadt hat einen Löwen mit Flügeln als Wappentier. Und ein solcher Löwe besucht bei Hemingway gerne Harry’s Bar und genießt das gute Leben. Mehr muss man nicht erklären. Keiner verkörpert „La Dolce Vita“ so gut wie Jörg Meyer selbst.

Auch wenn die Bar einen gehobenen Standard vermittelt, sein Publikum selek­tiert er nicht. „Ich fand es inter­essant, nicht für ein bestimmtes Publikum zu öffnen. Jeder kann kommen, es gibt auch keinen Dresscode.“ Nur bei großen Gruppen hebt er die Hand, dafür ist die Bar zu klein. Im Sommer kann man die Drinks auf dem Trottoir genießen. In Herbst und Winter öffnet Jörg Meyer bei großem Andrang inzwi­schen den sogenannten Pine Room in der ersten Etage, eine weitere Drink-Oase in der Mitte der Stadt.  Auf die Innen­stadt von Hamburg hält Meyer übrigens große Stücke: „Ich wollte an einen neutralen und inter­na­tio­nalen Ort.“  Gerade hat er seinen Mietvertrag weitere fünf Jahre verlängert.

Er selbst steht ab und an auch noch hinter dem Tresen. „Le Lion ist meine Leiden­schaft.“ Doch nach wie vor geht er auch gerne in andere Bars. So mag er etwa die Puzzle Bar in der Hafencity wegen der sensa­tio­nellen Aussicht und der guten Drinks. In der Altstadt empfiehlt er die Ba Nomu und Liquid Garden. Dass er überhaupt noch Zeit hat, andere Bars zu besuchen, ist erstaunlich. Denn neben seiner Bar ist Jörg Meyer an einer Reihe anderer Unter­neh­mungen beteiligt. So entwi­ckelt er etwa Barkon­zepte wie die Boilerman Bar in der 25hours Hotel­gruppe. Er betreibt einen Spiri­tuosen-Import, veran­staltet Tastings und beliefert auch guten Kunden. Die Ideen scheinen ihm nicht auszugehen.

Auch wenn die Zeiten selbst für eine so gut laufende Bar wegen der gestie­genen Preise für Energie, Personal und Zutaten nicht ganz einfach sind, Meyer bleibt optimis­tisch. Allein in diesem Jahr wird sein Gin Basil Smash ca. 25.000-mal über die eigene Bartheke gehen. Und neben diesem Drink haben er und sein achtköp­figes Team noch eine Reihe anderer neuer Drinks kreiert. Es lohnt sich also durchaus öfters mal vorbei­zu­schauen, um nicht nur den Signature Drink der Bar zu trinken. Und wenn Jörg Meyer hinter dem Tresen steht, sollte man unbedingt mit ihm reden. Gute Drinks und amüsante Gespräche sind einfach eine Mega-Kombi. Hunde dürfen übrigens nicht mit in die Bar. Bei Löwen macht Jörg Meyer schon mal eine Ausnahme.

Tipps für gute Alter­na­tiven zum Le Lion:

https://puzzle-bar.de/

https://nomu-hamburg.de/

https://www.liquidgarden.bar/