Neue Ausstellung im Bucerius Kunst Forum: Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten
Michaelina Wautier und Charles Wautier: Christus unter den Schriftgelehrten, um 1650
Privatbesitz
Vom 14. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024 werden herausragende Künstlerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert gefeiert und die Bedeutung ihrer Familie für ihren Werdegang beleuchtet.
Es ist das Jahr der Künstlerinnen im Bucerius Kunst Forum. Nach der Malerin Gabriele Münter und der Fotografin Lee Miller eröffnet nun die letzte Ausstellung in diesem Jahr, die Künstlerinnen mehr Sichtbarkeit verschafft. In diesem Fall sind es Kunstschaffende, die vom 16. bis 18 Jahrhundert ihre Werke kreiert haben. Dabei wird zum ersten Mal der familiäre Kontext, in dem die Künstlerinnen ihre Karriere entwickelten, thematisiert und durch die Gegenüberstellung mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Malerkollegen sichtbar gemacht. Diese pointierte Gegenüberstellung bietet neue Erkenntnisse zu Leben und Werk der Künstlerinnen in dieser Zeit sowie Denkanstöße zu gegenwärtigen Themen wie Gleichstellung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Katrin Dyballa.
Angelika Kauffmann: Klio, Muse der Geschichtsschreibung, um 1770/75 Kunstsammlungen der Museen Augsburg © Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Foto: Andreas Brücklmair
Sofonisba Anguissola: Porträt der Bianca Ponzoni, 1557
Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie © Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt; Public Domain Mark 1.0
Oft waren Künstlerinnen der Neuzeit im Verborgenen tätig
Eine Künstlerkarriere einzuschlagen, war für Frauen in der Frühen Neuzeit möglich, jedoch eigentlich nicht vorgesehen und unterlag daher besonderen Herausforderungen. Für eine freie Berufsausübung war die Zugehörigkeit zu einer Zunft notwendig, diese war den Frauen jedoch je nach Region verwehrt, oder andernfalls mit Hürden und Kosten versehen. Auffallend viele Künstlerinnen dieser Zeit stammten daher aus Künstlerfamilien oder heirateten in solche ein. Sie arbeiteten ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern zu und waren oftmals im Verborgenen tätig. An Höfen sah die Situation anders aus: Frauen konnten offen als Künstlerinnen tätig sein, da andere Regeln herrschten und man aufgeschlossen gegenüber der künstlerischen Leistung war, unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Künstlerinnen, die sich entgegen den gesellschaftlichen Normen durchgesetzt hatten, fielen den Zeitgenossen auf und ihnen wurde Anerkennung gezollt. Und so schafften es einige Künstlerinnen durchaus als Hofmalerinnen, Lehrende, Unternehmerinnen, aber auch Verlegerinnen zu arbeiten und wurden mit höchsten Auszeichnungen versehen. Durch den überwiegend männlichen Blick, der in der Kunstwissenschaft bis ins 20. Jahrhundert vorherrschte, gerieten ihre Leistungen jedoch lange Zeit in Vergessenheit.
Nicolaus Treu und Catharina Treu: Portrait der Catharina Treu mit Früchtekorb, 1771
Museen der Stadt Bamberg, Historisches Museum
Rachel Ruysch: Stillleben mit Rosenzweig, Käfer und Biene, 1741
Kunstmuseum Basel, Schenkung der Prof. J.J. Bachofen-Burckhardt-Stiftung 2015
Die Ausstellung präsentiert insgesamt 27 Künstlerinnen und rund 140 Werke, u.a. von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti (der Tochter Tintorettos) und Angelika Kauffmann. Meisterhafte Porträts, Stillleben und Historien in Malerei, Zeichnung und Druckgrafik von der Renaissance, dem Barock bis zum beginnenden Klassizismus aus ganz Europa werden in Hamburg zusammengeführt.
Die Ausstellung wird im Anschluss vom 2. März bis 30. Juni 2024 im Kunstmuseum Basel gezeigt.
Zur Ausstellung entsteht ein Katalog im Hirmer Verlag. Die Ausstellung wird gefördert vom Bucerius Kunst Club.
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