Stilberaterin Stefanie Diller: „Kleider machen immer noch Leute. Und Kleider machen Erfolg“

Stilberaterin Stefanie Diller: „Kleider machen immer noch Leute. Und Kleider machen Erfolg“ 2560 1709 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Stilberaterin Stefanie Diller: „Kleider machen immer noch Leute. Und Kleider machen Erfolg“

12.November 2023

Kleidungsstil und Image sind eng mitein­ander verwoben. Keine weiß das besser als die Stil- und Image­be­ra­terin Stefanie Diller, die auch gerne mal am Alten Wall – etwa bei UNIQLO – nach Kleidung stöbert.

Nach Stationen als Einkäu­ferin in einem Modeun­ter­nehmen und bei einem Verlag, wo sie als VIP-Beauf­tragte Promis einkleidete, berät Stefanie Diller seit über 25 Jahren Menschen, um das Beste aus deren Optik heraus­zu­holen. Wir sprachen mit ihr darüber, wie man sich heute gut und passend kleidet. Und erhalten auch ein paar Tipps, um mühelos eine festliche Garderobe zum Beispiel für Weihnachten zusammenzustellen.

Wann ist man eigentlich im Job gut angezogen und wer definiert das?

Stefanie Diller: Es gibt in vielen Branchen unaus­ge­spro­chene Kleid­erregeln, die oft von oben vorgelebt werden oder sich im Lauf der Zeit entwi­ckelt haben. Das hat sich z.B. nach der Pandemie gezeigt, jetzt tragen viele Angestellte lässigere Outfits als vorher.

Eine Kleider­ordnung (Dresscode) bietet Mitar­bei­tenden einen Rahmen an Optionen für mögliche Looks. Solche unaus­ge­spro­chenen Dress­codes sind sehr unter­schiedlich – in klassi­schen Branchen wie Versi­che­rungen und Kanzleien tragen die Angestellten oft Business Casual, in der Kreativ­wirt­schaft wird getragen, was gefällt. Dabei kann jede/r Einzelne entscheiden, inwieweit er diese unaus­ge­spro­chenen Regeln befolgt oder seinen eigenen Stil pflegt.

Wer sich Gedanken über seine Rolle und Wirkung im Job macht, wird verstehen, welche Outfits zu lässig und welche passend sind. Kleider machen immer noch Leute. Und Kleider machen Erfolg. Wer sich nachlässig kleidet, wird schnell ausstrahlen, dass ihm die Arbeit eigentlich egal ist – und das fördert nicht gerade den beruf­lichen Aufstieg. Ich habe schon erlebt, dass Azubis besser angezogen waren als ihre Chefs, was mich in Meetings irritiert hat. Mode sollte wider­spiegeln, wer Du bist, was Du fühlst und wo Du hinwillst.

Was sind absolute No-Gos als Kleidung im beruf­lichen Umfeld unabhängig von der Hierarchie?

SD: Crocs, trans­pa­rente Tops, Leggins mit sicht­barem Po und zu viel Haut sind klassische No-Gos. Meist ist es aber mehr die Kombi­nation von Kleidungs­stücken, die einen Look inakzep­tabel aussehen lässt. Ich finde zum Beispiel Bermuda Shorts bei Männern im Hochsommer ok, wenn sie ein Poloshirt und anständige Schuhe dazu tragen, aber eben nicht Trecking­san­dalen und ein bedrucktes Konzert-T-Shirt.

Unvor­teilhaft ist zu enge Kleidung, die alles abzeichnet: Hemden, die im Sitzen so spannen, dass der Bauch heraus­blitzt oder breite verwa­schene BH-Träger unter Spaghetti-Tops. Funkti­ons­kleidung aus dem Outdoor­be­reich hat auch keinen eleganten Touch und passt daher nicht ins klassische Business.

Es gibt Branchen wie etwa Banken und Versi­che­rungen, die gelten als eher konser­vativ, was Kleidungs­regeln angeht, in der Kreativ­wirt­schaft sind sie deutlich lockerer. Ist das noch immer so?

SD: Als Kunde erwarten viele in der Bank ein anspre­chendes gepflegtes Gegenüber, insofern machen Dress­codes dort Sinn, wo Dienst­leistung am Kunden im Mittel­punkt steht. Es muss aber kein Anzug mit Krawatte sein. In der Kreativ­wirt­schaft geht es deutlich lockerer zu. Dennoch gibt es auch dort unaus­ge­spro­chene Trends und Styles. Bestimmte Marken, Taschen oder Sneaker gehören auch da zum zeitge­mäßen Fashion Look dazu.

Sind bestimmte Kleidungs­regeln vielleicht sogar hilfreich und nicht nur einschränkend?

SD: Steife Kleider­vor­schriften gehören längst der Vergan­genheit an. Heute wünschen sich Unter­nehmen einfach ein profes­sio­nelles Auftreten ihrer Mitar­beiter. Durch einen kompe­tenten Auftritt werden Image und Firmen­werte vermittelt und die Mitar­bei­tenden beein­drucken ihre Kunden positiv und nachhaltig. So können Botschaften nach außen trans­por­tiert werden und damit deutlich erfolg­reicher sein und mehr Umsatz generieren.

Was früher der blaue Hosen­anzug mit Krawatte war, ist heute oft Business Casual: Ein Dresscode, der bestimmte Kleidungs­stücke wie Sakkos, Blazer, Stoff­hosen, schlichte Kleider und kragenlose Blusen­shirts beinhaltet. Diese Varia­tionen helfen Angestellten sehr, sich für Kleidungs­stücke zu entscheiden, die zur eigenen Persön­lichkeit und Figur passen. Das sorgt für mehr Selbst­si­cherheit und vermittelt Kompetenz.

Solch indivi­duell erstellte Dresscode entwickle ich mit Firmen. Ob für den Alltag, Messe oder Special Events. Dazu gehören Fotos, Style­guides und Schulungen, damit sich alle wohlfühlen und neue Mitar­beiter sowie Azubis eine Leitlinie haben.

Bei vielen Männern ist die Krawatte eher zur Ausnahme geworden. Sogar bei der Tages­schau sind sie nicht mehr Pflicht. Gut oder schlecht? 

SD: Die Krawatte ist generell out und wird laut Trend­ex­perten in einigen Jahren ganz vom Markt verschwinden. Noch trägt man sie im seriösen tradi­tio­nellen Umfeld wie der Politik, vor Gericht, als Finanz­ex­perte oder in der Oper. Auch bei familiären Anlässen kann sie getragen werden. Gut oder schlecht? Es gibt immer Gegen­trends: In der hippen Modewelt wird sie Teil einer neuen Coolness und zum Normcore- und Punk-Acces­soire oder zum verspielten Statement-Piece. So kann jeder Mann Krawatte tragen, ohne poliert oder spießig auszusehen.

Männer haben es oft einfacher. Sie tragen Anzüge wie eine Art Uniform im Job. Worauf sollte man dennoch achten? 

SD: Passform und gute Qualität, denn viele unter­schätzen, was das ausmacht. Ich zeige meinen Kunden beim Personal Shopping gerne die Unter­schiede der Silhou­etten und erkläre, welche diffe­ren­zierten und indivi­du­ellen Möglich­keiten es für einen super Auftritt gibt. Mode kann man kaufen. Aber Stil muss man haben.

Bei Frauen wird deutlich genauer und oft kriti­scher beim Kleidungsstil hinge­schaut. Greifen deshalb so viele Frauen – gerade in Führungs­funk­tionen – zum blauen Anzug, in dem man nicht auffällt?

SD: Frauen werden seit jeher immer für ihr Aussehen bewertet, das nervt viele zurecht. Manche greifen deshalb zum 08/15 blauen Anzug - andere tun es, weil es einfach ist und Zeit beim morgend­lichen Herum­pro­bieren vor dem Schrank spart. So muss Frau sich keine Gedanken über ihr Outfit machen. Wir Frauen haben die Möglichkeit eine viel größere Auswahl an Farben, Silhou­etten und Acces­soires zu tragen. Damit können wir Weiblichkeit und Indivi­dua­lität zeigen – aber vor allem auch sicht­barer werden. Das ist auch meine Mission, ich möchte Frauen stärken und ermutigen, sich mehr zu trauen.

Gibt es noch so etwas wie Must-haves in der Business-Garderobe. Welche sind das bei einer Frau? Welche bei einem Mann?

SD: Ein gut geschnit­tenes Kleid steht jeder Frau und ist ein super Basic in der Garderobe. Das Pendant beim Mann sind gute gepflegte Schuhe.

Bei unser Außen­mi­nis­terin Annalena Baerbock konnte man seit Amtsan­tritt eine große stilis­tische Verän­derung beobachten. Ist sie ein gutes Vorbild, um ein modernes Deutschland zu repräsentieren?

SD: Sehr viele Frauen finden den Stil von Annalena Baerbock großartig. Sie ist ihnen ein Vorbild, weil sie elegant, modern und schlicht gekleidet ist, dabei aber niemals langweilig oder bieder. Ich habe einen Blog über sie auf meiner Homepage, der jeden Monat über 4000 Mal gelesen wird. Frauen suchen solche Kleidung und die ist schwer zu finden. Es sind klassische Teile in tollen Farben, schöne Kleider und elegante Mäntel, die die Looks komplet­tieren. Das reprä­sen­tiert ein modernes Deutschland.

Seit Corona sind Kleidungs­regeln nochmal lockerer geworden. Die Jogginghose ist aus dem Straßenbild nicht mehr wegzu­denken. Bedauern Sie das oder kann man ein solches Stück auch Business-/Alltags-tauglich machen, ohne zu leger auszusehen?

SD: Karl Lager­felds Spruch „Wer Jogging­hosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ gehört wohl der Vergan­genheit an. Ich trage sie auch nur zu Hause, aber wenn Frau Highheels, eine weiße Bluse und einen schwarzen Blazer zu einer schmalen leichten Jogginghose kombi­niert, dreht das Outfit in eine sportlich-elegante Richtung und kann business­tauglich aussehen.

Wir leben in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Kann man sich dennoch quali­tativ gut kleiden, ohne sich völlig finan­ziell zu verausgaben? 

SD: Es gibt jedes Kleidungs­stück in günstig, mittel und teuer. Wichtig ist bei jedem neuen Kauf zu überlegen: Kann ich das Teil dreimal anders kombi­nieren? Wie oft werde ich es tragen? So lässt sich der „Cost by wear“ errechnen. Eine perfekt sitzende Hose aus guter Qualität wird sicherlich zum Lieblings­stück und so wären 160 Euro Inves­tition bei einer Trage­dauer von 5 Jahren völlig ok.

Sie haben schon sehr viele Menschen angezogen, darunter VIPs und gehen auch mit Kunden und Kundinnen einkaufen. Wie gehen Sie vor, um den richtigen Stil für die jeweilige Person zu finden? 

SD: Ich biete ein 30-Minuten-Kennen­lern­ge­spräch und lasse mir zur Vorbe­reitung Bilder schicken sowie einen umfang­reichen Frage­bogen ausfüllen. So bekomme ich einen guten Eindruck des Kunden. Wir besprechen, welche Stücke gebraucht werden oder welche inhalt­lichen Wünsche und Ziele es gibt.

Viele meiner Kund:innen sind erstaunt, was sie alles tragen und wie viel besser sie aussehen können. Sie lernen, was Kleidung für ihre Figur tun kann. Ich überrasche dabei gerne mit neuen Ideen. Wenn sie sich dann im Spiegel bewun­dernd anstrahlen, habe ich gute Arbeit geleistet und bin auch zufrieden. Auf meiner Homepage gibt es einen Stiltest, da kann jede ihr vorhan­denes Gespür für Mode ausprobieren.

Wen würden Sie gerne mal einkleiden?

SD: Ursula von der Leyen, sie könnte viel moderner aussehen.

Wenn man nur ein Stück in dieser Saison Herbst/Winter kaufen möchte. Was wäre eine gute Investition? 

SD: Ein langer eleganter Wollmantel aus super Qualität für Frauen und für Männer einen Kasch­mir­pullover in einer außer­ge­wöhn­lichen Farbe, die zum Typ passt.

Weihnachten naht in schnellen Schritten: Wie kann man sich festlich anziehen, ohne etwas Neues zu kaufen?

SD: Ich finde Frauen im kleinen Schwarzen toll und das haben sehr viele im Schrank. Je nach Anlass kann es gemütlich mit einem kurzen Strick­jäckchen, funkelnder Kette oder Ohrringen oder sport­licher mit einem gemus­terten Blouson getragen werden. Mit ein bisschen Pailletten-, Glitzer- oder Samt-Acces­soires lässt sich leicht ein festliches Outfit kombi­nieren. Schick sehen Pumps dazu aus, gemüt­licher sind Stiefel.

Mehr Infos über Stefanie Diller:

https://www.diller-yourself.de/

Festliche Looks für Weihnachten, Party und Silvester. (diller-yourself.de)

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