Große Begeisterung bei der Tour Venedig des Nordens der Hamburg Guides
Als Kooperationspartner des Alten Walls vermittelte der Gästeführerverein Hamburg Guides einer Gruppe von Mietern und Mieterinnen viel unbekanntes Wissen über die Hansestadt.
Wie gut kennen Sie eigentlich Ihre Heimatstadt? Das war die Frage bei der Führung unter strahlend blauem Himmel und bei sommerlichen Temperaturen Ende Juni. 18 Mieter und Mieterinnen vom Alten Wall hatten sich zur Tour „Venedig des Nordens – Straßen, Brücken und Platze“ mit Ilka Jahn von den Hamburg Guides angemeldet. Die Hamburgerin Ilka gehört zu den professionell ausgebildeten Stadtführerinnen in Hamburg, was längst nicht selbstverständlich ist. Denn Gästeführer ist kein geschützter Beruf. Seit über drei Jahren kooperieren wir vom Alten Wall mit dem Gästeführerverein und bieten den Mietparteien immer wieder exklusive Entdeckungstouren durch die Hansestadt.
Los ging es am Alten Wall, dem historischen Flanierboulevard gleich neben dem Rathaus, bei dem eine Reihe von Neueröffnungen in den nächsten Monaten bevorstehen und einen Besuch noch spannender machen dürften.
Im 9. Jahrhundert wurde Hamburg zum ersten Mal erwähnt. Damals wohnten gerade mal 250 Menschen hier. Die Stadt wuchs allerdings schnell. Zum Schutz umgab sich die Stadt mit Wällen wie etwa dem Alten Wall. Mit dem Wachstum wurde das Stadtgebiet immer wieder erweitert und neue Dämme gebaut. So erklären sich eben Straßenname wie Neuer Wall oder Große und Kleine Wallanlagen.
Italienische Architektur als Inspiration für einige Gebäude
Natürlich hat Hamburg wegen der vielen Brücken den Spitznamen „Venedig des Nordens“. Schließlich haben wir mehr Brücken als Amsterdam, Berlin und Venedig. Rund 2500 sind es insgesamt. Doch es gibt noch einen weiteren Bezug zur italienischen Wasserstadt. Den entdecken wir, als wir über die noch recht neue Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke laufen, die nach der Verlegerin der Zeit benannt wurde, und Alten Wall mit Neuem Wall verbindet. Vor den Alsterarkaden machen wir Halt. Sowohl die schönen Arkaden, wo man immer Sommer mit Blick auf die kleine Alster, Rathaus und Alter Wall Kaffee trinken kann, als auch das Alte Post in der Poststraße weisen Anklänge an die Architektur Venedigs auf. Gebaut wurden beide Gebäude von Alexis de Châteauneuf, einem gebürtigen Hamburger Architekt und Stadtplaner, der auf vielen großen Reisen war und sich von Venedig offensichtlich inspirieren ließ. Die Alsterarkaden beherbergen auch die hübsche Mellin-Passage, die nach einem Konditormeister aus London benannt wurde, der nach Hamburg kam und dort einen Lebensmittelhandel betrieb.
Der Rathausmarkt hat übrigens auch etwas mit der italienischen Lagunenstadt zu tun. Denn nach dem großen Brand in Hamburg 1842 musste das Rathaus neu aufgebaut werden und man wählte bewusst einen Platz, der wie der berühmte Markusplatz, an drei Seiten geschlossen ist und offen an der vierten Seite zum Wasser ist. Bei der Architektur war man jedoch weniger konsequent. Man konnte sich einfach auf keinen Stil einigen. Und so entstand ein Rathaus sowohl mit Rokoko-, Renaissance und Barock-Elementen. „Historismus-Stil“ nennt man das, wie uns Ilka auch noch verriet.
Die große Alster, Binnenalster und kleine Alster entstanden übrigens erst nach und nach. Ende des 16. Jahrhunderts wurden etwa die Binnen- und Außenalster getrennt. Wasser gestaut wird schon deutlich länger. Im 13. Jahrhundert wurde eine Wassermühle gebaut, die vom bekanntesten Müller der Stadt Reese betrieben wurde. Für den Betrieb musste das Wasser gestaut werden, um sie überhaupt betreiben zu können. Sowohl der Reesendamm als auch die Reesenbrücke erhielten ihren Namen von dem Mühlenbetreiber. Und der Jungfernstieg hieß zunächst Reesendamm, ehe sich der Volksmund-Name durchsetzte. Die Straße war schon damals ein schöner Boulevard mit Bäumen, unter denen die Familien mit ihren unverheirateten Töchtern flanierten, um potentielle Ehemänner zu treffen.
Ilka Jahn von den Hamburg Guides
Hamburg hat die älteste Handelskammer und Börse Deutschlands
Nach dem großen Brand 1842 wurde übrigens der Level der Alster abgesenkt, um mehr Platz für Häuser am Alsterufer zu generieren. Die Gebäude mussten laut einer Vorschrift alle weiß gestrichen werden. Weiß war damals die teuerste Farbe, so dass sich nur die reichsten Bürger Hamburgs ein Haus am Alsterufer leisten konnten. So erklärt sich also, warum die Häuser in Harvestehude fast immer noch alle weiß getüncht sind.
Das mittelalterliche Zentrum Hamburgs lag damals rund um die Größe Bäckerstraße, die natürlich so hieß, weil es dort viele Bäckergeschäfte gab. Der angrenzende Dornbusch wiederum erhielt seinen Namen, weil sich um die Ecke des alten Rathauses – auf dem Platz der heutigen Patriotischen Gesellschaft - ein Ratskeller befand. Dabei war das Einbecksche Haus früher wohl auch Rathaus und wurde später erst ausschließlich ein Wirtshaus. Die Außenfassade war mit Weinlaub geschmückt, so wussten die feinen Herren, dass es dort Wein gab. Die einfachen Bürger und Bürgerinnen Hamburgs freilich kannten kein Weinlaub. Im Volksmund nannten man die Pflanzen Dornbusch und schon hatte die Straße ihren Namen weg.
Zum Schluss gehen wir über den Adolphsplatz. Dort steht die älteste Handelskammer Deutschlands, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde und die älteste Börse (aus dem 16. Jhd.) des Landes. Andere Städte gründeten später Handelskammern nach dem Vorbild der Hansestadt.
Am Ende der Tour waren alle begeistert über so viel Insight-Wissen. „Über 50% der Informationen waren für mich völlig neu“, verriet etwa ein Büromitarbeiter vom Alten Wall. „Kurzweilig und sehr informativ“ fasste ein anderer Tour-Gast zusammen. Die Gäste stellten auch viele interessierte Fragen und wollen auf jeden Fall bei einer anderen Tour wieder mit dabei sein.
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