Hamburg zeigt Flagge: Oliver Greve taucht die Stadt zur Pride Week in Regenbogenfahnen

Hamburg zeigt Flagge: Oliver Greve taucht die Stadt zur Pride Week in Regenbogenfahnen 2560 1707 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Hamburg zeigt Flagge: Oliver Greve taucht die Stadt zur Pride Week in Regenbogenfahnen

25. Juli 2024

Vor elf Jahren startete der Mann hinter der „Hamburg zeigt Flagge“ Aktion seine Mission, um ein Zeichen für eine diverse Gesell­schaft zu setzen.

Der Mann hat einen engen Zeitplan nur wenige Tage vor dem Start der Pride Week in Hamburg. Oliver Greve hat gerade die Terrassen des Reese-Hauses gegenüber vom Hamburger Rathaus komplett in Regen­bo­gen­fahnen gehüllt und radelte dann weiter zur Möncke­berg­straße, um das Mammo­graphie-Zentrum zu beflaggen. Jetzt kommt er etwas außer Atem zum Alten Wall geflitzt, wo seit Tagen schon die neue Fahne der Pride Bewegung im Wind weht.

Zwei Flaggen für mehr Sicht­barkeit des Anliegens von Hamburg Pride

Moment: zwei verschie­denen Fahnen, wie kommt das denn? Greve erklärt, dass sich die Community gerade in einem Entwick­lungs­prozess bei den Flaggen befindet. Einige Menschen schätzen und feiern den klassi­schen Regen­bogen, der in den letzten Jahrzehnten verwendet wurde. Andere wiederum fühlen sich in diesem Symbol nicht vollständig reprä­sen­tiert, da es die Vielfalt innerhalb der Community nicht ausrei­chend abbildet und sie sich nicht stark genug damit identi­fi­zieren können. Der Verein Hamburg Pride möchte keine Vorgaben machen, sondern jeder Person freistellen, die Flagge zu benutzen, die sich für sie passend anfühlt. Denn ihnen liegt das Thema Inter­sek­tio­na­lität am Herzen. Inter­sek­tio­na­lität beschreibt die Überschneidung und Gleich­zei­tigkeit verschie­dener Formen von Diskri­mi­nierung gegenüber einer Person in der gesell­schaft­lichen Realität. Und so werden also sowohl die „klassische“ Regen­bo­gen­flagge als auch die Intersex -inklusive Fahne in Hamburg zu sehen sein.

Greve selbst ist seit elf Jahren unermüdlich im Einsatz, so viele Standorte wie möglich in der Hanse­stadt mit Flaggen zu bestücken. „Mit den Regen­bogen-Flaggen wollen wir ein sicht­bares Zeichen für die LGBTIQ (Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* und inter­ge­schlecht­liche) Community setzen. Hamburg steht für Werte wie Vielfalt, Toleranz und Weltof­fenheit. Das passt gut zusammen.“ Als er anfing, Unter­nehmen anzusprechen, ob sie sich nicht über die Regen­bo­gen­flagge zur Vielfalt der Gesell­schaft bekennen wollten, gab es nur wenig öffent­liches Bekenntnis zu Diversity. Inzwi­schen hat er viel erreicht. Jedes Jahr kommen mehr Unter­nehmen und Sponsoren dazu. 500 Orte sollen dieses Jahr mit den entspre­chenden Flaggen ausge­stattet werden. Mittler­weile gibt es eine Google-Map, auf der man sehen kann, wo die Standorte sind. In der Innen­stadt befinden sich die meisten Stellen. Denn hier sitzen zahlreiche Unter­nehmen, für die es mehr als zum guten Ton gehört, sich für Toleranz und Vielfäl­tigkeit einzu­setzen. „Wenn Unter­nehmen die Google Map sehen, wollen sie auch unbedingt dabei sein“, so Greve. Viele Firmen haben inzwi­schen sogar eigene Diversity-Manager. Zu den promi­nenten Mitma­chenden gehören etwa die Otto Group, Immobi­li­en­ent­wickler Art-Invest Real Estate (zu deren Portfolio etwa das Reese Haus und der Alte Wall gehören), HASPA, Budni­kowski, Edeka, die Alster­tou­ristik, der HSV und der FC St. Pauli

Die Schwie­ger­mutter näht im Winter die Flaggen zusammen

Mindestens zwei Monate im Jahr kümmert sich Oliver Greve ehren­amtlich um „Hamburg zeigt Flagge“. Offiziell gehört er mit seiner Aktion zu Hamburg Pride, macht aber alles nach eigenem Ermessen. „Ich inves­tiere so viel Zeit, wie ich Lust habe.“ Seine Schwie­ger­mutter näht übrigens über den Winter die Fahnen zusammen, so dass er sie dann auf den Terrassen entsprechen aufhängen und verankern kann.

Inzwi­schen hat er sogar ganze Verbände auf seine Seite gebracht wie etwa den deutschen Hotel- und Gaststät­ten­verband (Dehoga) und den Logis­tik­verband, die von sich aus ihre Mitglieder anschreiben und zum Mitmachen anregen.

Der offizielle Start zu „Hamburg zeigt Flagge“ ist das Hissen der Regen­bo­gen­flagge am Hamburger Rathaus am 26. Juli 2024. Die Pride Week startet dann am 27. Juli mit der Pride Night auf Kampnagel. Über 100 Veran­stal­tungen folgen im Laufe der Woche – von Lesungen über Workshops, Diskus­si­ons­runden, Konzerte bis hin zum Chris­topher Street Day (CSD) Wochenende vom 2-4. August. Die Demo zum CSD findet am 3. August 2024 statt und zieht diesmal bis zum Rathaus. Zur Demo werden rund 250.000 Menschen erwartet, die auch ein deutliches Signal gegen rechts setzen wollen. Denn das CSD-Motto in diesem Jahr lautet „5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck“.

Wenn die Pride Week vorbei ist, widmet sich Oliver Greve noch einem zweiten Ehrenamt und gibt Kindern Nachhilfe. Wenn er nicht mit seiner Aktion beschäftigt ist, wandert er gerne und fährt Ski. Doch bestimmt überlegt er dabei schon wieder, welche Unter­nehmen er im folgenden Jahr für „Hamburg zeigt Flagge“ gewinnen kann. Es sind noch immer ziemlich viele Fahnen­masten frei.

Weitere Infos:

https://www.hamburg-pride.de/pride-2024/hamburg-zeigt-flagge (inklusive Google Map)

www.hamburg-pride.de

Instagram

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