Jeannine Platz: Die Künstlerin mit der speziellen Handschrift

Jeannine Platz: Die Künstlerin mit der speziellen Handschrift 2560 1707 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Jeannine Platz: Die Künstlerin mit der speziellen Handschrift

27. August 2024

Die Malerin, Perfor­mance-Künst­lerin und Kalli­graphin hat ein Pop-up Atelier am Alten Wall 12 eröffnet und zeigt dort die Fülle ihrer Ideen.

Die Frau ist ein Energie­bündel und eine Meisterin der schnellen Umsetzung. Erst vor kurzem hat Jeannine Platz erfahren, dass sie in den Räumen vom Alten Wall 12 (ehemals Anthro­po­logie) für ein paar Wochen ein tempo­räres Atelier einrichten kann und schon ein paar Tage später ist sie einge­zogen. Sogar Möbel hat sie über ihr Netzwerk organi­siert. Ansonsten gibt es viel Kunst von ihr zu sehen. Man staunt angesichts des umfang­reichen Werks über die große Schaf­fens­kraft dieser zierlichen Person.

Gemalt hat sie schon immer, auch als sie noch in ganz anderen Berufen unterwegs war. So hat sie in der Werbung gearbeitet, als Modera­torin und als Schau­spie­lerin. Zuletzt am Ohnsorg Theater, wo ihr die große Volks­schau­spie­lerin Heidi Kabel persönlich „Platt­düütsch“ beibrachte. Doch als sie 2006 ein Kind bekam, war ihr klar, dass sie eine Pause machen und nicht jeden Abend auf der Bühne stehen wollte. Und so entschied sich ganz und gar für das Malen. „Die Malerei ist so erfüllend. Ich habe mir mein Kind umgebunden und los gings.“

Typisch ist für sie mit den Händen zu malen. Und auf dem Boden. Hilfs­mittel wie Spachtel oder Zahnbürste kamen erst später dazu. „Ich habe mir alles selbst beigebracht.“  Schon damals hatte sie ein Faible für handschrift­liches Schreiben. Das sprach sich vor ca. 25 Jahren bis zur Hamburger PR-Agentur­chefin Alexandra von Rehlingen rum. Sie engagierte Platz, um sich von ihr für einen großen Lifestyle-Event die Einla­dungs­karten handschriftlich gestalten zu lassen. Bei einem Mal blieb es nicht, denn schnell stellte von Rehlingen fest, dass der Rücklauf auf die Einla­dungen deutlich besser war als bei gedruckten Karten, erzählt Jeannine Platz. Wenig später war sie quasi Haus- und Hof-Kalli­graphin von Montblanc, dem Unter­nehmen, das u.a. besonders schöne Schreib­geräte wie Füllfe­der­halter und Kugel­schreiber herstellt. Sie gestaltete für Events nicht nur die Einla­dungen, sondern auch die Tisch­karten und reali­sierte Perfor­mances. Parallel gestaltete sie viele Einla­dungen für Promis etwa zu deren Hochzeiten und Geburtstage. Noch heute versteht sie sich als Botschaf­terin der Handschrift. Ihr Projekt „Words in Motion“ ist ihr eine Herzens­an­ge­le­genheit, um Menschen weiter zu ermutigen, mit der Hand zu schreiben.

Das Pop-up Atelier von Jeannine Platz am Alten Wall 12.

Die Kreation folgt ihrem Gefühl

Immer wieder hört sie auf ihre innere Stimme. So reiste sie von 2015 und 2017 durch die Welt, und malte von den schönsten Hotel-Suiten aus die Panorama-Aussicht vorm Fenster zum Beispiel in London, Tokio und Moskau. „Alle zwei Tage war ich woanders. Jeder Blick war besonders.“ Nach der Reise fuhr sie nach Sylt und dachte sich: „Hier ist es am schönsten.“ Denn Hamburg und Norddeutschland sind inzwi­schen ihre Heimat. Sie wohnt im quirligen Ottensen, wo sie auch ein Atelier hat. Sogar in der „Strand­perle“ hat sie schon gearbeitet, nämlich während der Pande­miezeit. „Ich konnte viele Ideen umsetzen und habe viele Bilder verkauft an die Menschen, die raus an die Elbe kamen. Malen mit Blick aufs Wasser, besser geht nicht.“ Inzwi­schen hatte sie Ausstel­lungen in der renom­mierten Barlach Halle K, sie hat für Barkas­sen­meyer die „Seute Deern“ mit Kunst verziert und für das Hotel The Cloud One im Hamburger Kontor­haus­viertel zahlreiche Bilder produ­ziert. Ihr Fundus an Ideen ist anscheinend unerschöpflich. „Ich bin immer kreativ. Ich lasse mich auf alles ein. Mein Hirn rattert immer“ lacht sie auf ihre herzliche Art. Sie hat sich etwas Kindliches bewahrt, das Staunen, die Lust am Entdecken. Beim Arbeiten überrascht sie sich immer wieder selbst. Denn sie lässt sich von ihrem Gefühl leiten. Es gibt keinen vorge­fer­tigten Plan. „Ich weiß nie, wie mein Bild am Ende aussieht.“ Herrlich.

Mit dieser inner­lichen Freiheit arbeitet sie auch gerade an der Serie „The Voice on my Skin“. Dabei malt sie Texte sprich­wörtlich auf die Haut von Promi­nenten darunter etwa Sängerin und Schau­spie­lerin Jasmin Wagner (früher „Blümchen“), Schau­spieler Ulrich Tukur und Musiker Alec von den Boss Hoss. In zwei Jahren ist dazu eine Ausstellung geplant. Vorher will sie aber noch auf Reisen gehen und Wolken­bilder malen.

Jeannine Platz hat das Glück, von ihrer Kunst leben zu können. „Ich kann mir aussuchen, was ich mache. Ich wache morgens auf und überlege, worauf ich Lust habe.“ Ihr einziges Problem ist die Zeit. „Der Tag könnte länger sein, dann würde mehr reinpassen.“

In den großzü­gigen und licht­durch­flu­teten Räumen am Alten Wall will sie auch arbeiten. Die Farbe von Hamburg beschrieb sie einmal als „Grau mit blauem Schimmer.“ Wir fragen sie nach der Farbe des Alten Walls. „Der Alte Wall ist auf jeden Fall hell, creme­farben, stilvoll und unprä­tentiös.“ Und noch etwas anderes ist ihr aufge­fallen: „Hier gehen alle ohne Stress, anders als in den umlie­genden Straßen. Am Alten Wall flaniert man.“ Bestimmt hat Jeannine Platz dazu schon wieder einen Einfall.

Mehr Infos:

Atelier-Eröffnung: 31. August ab 19 Uhr; Alter Wall 12, 20457 Hamburg

Täglich geöffnet - außer sonntags - ab 12 Uhr bis 18 Uhr

https://www.jeannine-platz.de/

https://www.instagram.com/jeannine_platz/