Auf Tour mit den Hamburg Guides zu musikalischen Kostbarkeiten
Ganz viel Hintergrund über die musikalische Geschichte der Hansestadt vermittelte eine spannende Tour zum Weltgästeführertag der Hamburger Gästeführer, die auch Stopp im neuen Nica Jazz Club einlegte.
Die Sonne knallte vom Himmel, der Himmel war babyblau. Es herrschte zwar klirrende Kälte am Weltgästeführertag 2025, was viele Hamburger und Gäste von auswärts nicht abgehalten hatte, sich zu einer der vielen Touren anzumelden. Am Weltgästeführertag feiern die Gästeführer und Gästeführerinnen Hamburgs jedes Jahr ihren Berufsstand und boten am 16. Februar 2025 spannende kostenlose Touren in der Stadt an. Seit 1987 gibt es den Weltgästeführerverband, auf dessen Gründungsdatum der Weltgästeführertag zurückgeht. Immer rund um den 21. Februar herum machen Guides in aller Welt auf ihre Expertise aufmerksam. Denn wer Führungen etwa für den Gästeführerverein Hamburg Guides anbietet, darf das nur mit einer entsprechenden Ausbildung. Seit über vier Jahren freuen wir uns vom Alten Wall darüber, mit den Hamburg Guides zu kooperieren und dadurch diesen tollen Berufsstand auch ein Stück zu unterstützen. Und natürlich mit ihnen Hamburg noch besser kennenzulernen.


Der Nica Jazz Club bringt Jazz für jeden Geschmack mitten in die Stadt
„Musikalische Besonderheiten“ hieß die Tour, die wir begleiten durften. Dabei startete unsere Gästeführerin Angelika direkt mit einem Höhepunkt. Denn zum Weltgästeführertag 2025 hatte extra der neue Nica Jazz Club an der Fleetseite vom Alten Wall aufgemacht. Zur atmosphärischen Musik eines Nachwuchspianisten erzählte Mitgründerin und Geschäftsführerin Fee Schlennstedt über die Entstehung des Clubs, der im November 2024 seine Pforten öffnete und sich seitdem großer Beliebtheit erfreut. Ihr Ziel: „Ich will das Vorurteil von Menschen widerlegen, die sagen, Jazz sei nichts für sie.“ Die Bandbreite des Clubs reicht nämlich von Pop-Jazz über Hip Hop bis hin zu Blues. Das Publikum ist so vielfältig wie das Angebot.
Freddy Quinn ist einer der Ehren-Schleusenwärter
Über die Fußgängerbrücke Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke ging es mit Blick auf die Rathausschleuse weiter. Was einige aus der Gruppe noch nicht wussten: Hamburg vergibt jedes Jahr an eine Person, die sich um Hamburg verdient gemacht hat, den sogenannten Ehren-Schleusenwärter-Titel. Unter den Preisträgern waren auch viele Musiker wie etwa Freddy Quinn, Orchesterchef James Last und Rolf Zuckowski, der vor allem die Kleinsten mit seinen Liedern begeistert.

Nächste Station war der Jungfernstieg mit Blick auf den Alsterpavillon, der im 18. Jahrhundert von hugenottischen Einwanderern gegründet wurde und ursprünglich eine Eisdiele war. Der Jungfernstieg war damals ein Pracht-Boulevard. Im Laufe der Zeit wurde der Pavillon an dem Boulevard, wo das Hamburger Bürgertum gerne mit seinen unverheirateten Töchtern entlangspazierte, um für sie eine lukrative Ehepartie zu finden, zum kulturellen Ort. Es wurde Musik gespielt, sogar Teufelsgeiger Niccolo Paganini soll hier aufgetreten sein. Außerdem wurde zu Swingmusik getanzt, bis es die Nazis verboten. Für den Alsterpavillon wird übrigens gerade ein neues Konzept gesucht, das an die Musikgeschichte des Ortes anknüpfen soll.
Deutschlandlied mit Blick auf den Jungfernstieg uraufgeführt
Ein paar Schritte weiter blickten wir auf das ehrwürdige Streits Haus. Das war im 19. Jahrhundert ein berühmtes Hotel, in dem zahlreiche berühmte Musiker wie Gustav Mahler und Pjotr Iljitsch Tschaikowski abstiegen. Das Deutschlandlied wurde dort 1841 anlässlich eines Besuchs des Dichters August Heinrich Hoffmann von Fallersleben zum ersten Mal öffentlich gesungen. Direkt neben dem Streits Haus liegt das Heine-Haus im Jugendstil. Im 19. Jahrhundert wohnte hier der Onkel von Dichter Heinrich Heine, was für den Dichter ein Glücksfall war. Denn der Onkel entstammte einer Bankiersfamilie und unterstützte als Mäzen auch die Hamburger Kultur. Natürlich auch seinen Neffen, der zahlreiche Texte zur Musik der Geschwister Felix und Fanny Mendelssohn schrieb.
Ein Duell, das Geschichte schrieb
Zum Abschluss der Tour machten wir eine Stippvisite zur Staatsoper, die ganz am Anfang mal Gänsemarktoper hieß. 1678 gründeten Hamburger Bürger per Privatinitiative das Opernhaus, das auch für das sogenannte einfache Volk offen war. Das Haus war damals eines der größten Opernhäuser weltweit und bei der Gründung noch ein einfacher Holzbau mit ebenso schlichtem Interior. Einer der berühmten Generaldirektoren war Gustav Mahler. Mahler reformierte die Oper, indem er eigene Choreografien für die Sängerinnen und Sänger erfand, ein Novum damals. Der langjährige Ballettchef John Neumeier hat sich übrigens für zahlreichen Aufführungen von Mahlers Musik inspirieren lassen.
In die Operngeschichte eingegangen ist ein kurioses Duell zwischen Georg-Friedrich Händel und Johann Mattheson im Jahr 1704. Händel war Schüler von Mattheson, aber durchaus selbstbewusst und geschäftstüchtig und unterrichtete erfolgreich als Musiklehrer. Sein Mentor Mattheson spannte ihm jedoch einige Schüler aus. Bei einer Aufführung, in der Mattheson vorübergehend auch als Darsteller vom Dirigentenpult auf die Bühne wechselte und Händel dirigieren ließ, räumte Händel das Pult nicht mehr. Daraufhin forderte ihn Mattheson zum Duell. Händels Glück war, dass die Degenklinge auf einen Metallknopf an Händels Jacke stieß und abbrach. Später sollen sich beide wieder versöhnt haben.
Natürlich gäbe es noch zahlreiche weitere Musikstationen in Hamburg. So hätte unsere Gästeführerin auch einiges über Johannes Brahms noch zum Besten geben können, der im Gängeviertel geboren wurde. Doch für uns endete die kurzweilige Führung nach einer guten Stunde. Eine ausführlichere Tour zu den musikalischen Kostbarkeiten kann aber direkt bei den Hamburg Guides gebucht werden.
Weitere Infos zu dieser und weiteren Touren: