„Es braucht neue Wege, um Schwellenängste zur Kunst abzubauen“
Anna Schwan will mit Meet Frida Künstlern und Künstlerinnen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen und sieht in virtueller Kunst großes Potential.
Frau Schwan, Sie haben mitten in der Pandemie 2020 Ihre Initiative MeetFrida gegründet. Was war der Hintergrund?
Anna Schwan: MeetFrida entstand als Initiative, um Kunstschaffenden während der Corona-Pandemie mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Museen und Galerien waren geschlossen und es gab kaum Möglichkeiten, Kunst zu erleben. Daher fingen wir an, Kunstwerke auf großformatigen Plakaten zu zeigen und schickten Menschen auf sogenannte Art Walks. Heute repräsentiert die MeetFrida Foundation mehr als 70 Künstler:innen und verbindet die Online-Galerie www.meetfrida.art mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum.
Was steckt hinter dem Namen?
AS: Frida Kahlo ist eine Stilikone, ein Symbol weiblicher Kreativität und Autonomie – ein Vorbild für viele Künstler:innen. Ihre Werke werden in den großen Museen weltweit ausgestellt, ihre Lebensgeschichte steht für den harten Weg, den Künstler:innen bis heute in der (Kunst-)welt gehen. Gerade zu Zeiten von Corona.
Sie vertreten über 70 Kunstschaffende: Nach welchen Kriterien suchen Sie sie für das Netzwerk aus?
AS: Künstler:innen können sich bei uns über einen Open Call bewerben. Eine Jury von Kunstexpert:innen evaluiert dann alle 4-6 Wochen die Neuanmeldungen und wir entscheiden, wer aufgenommen wird. Für die Teilnahme am Open Call gibt es nur wenige Voraussetzungen, zum Beispiel benötigen die Künstler:innen ein Empfehlungsschreiben eines Kurators, Professors oder Sammlers und müssen mindestens ein Werk einreichen, das weniger als 500 Euro brutto kostet. Generell sind wir auf der Suche nach junger, contemporary Kunst, mit spannenden Sichtweisen auf unterschiedlichste Themen. Dabei legen wir uns jedoch nicht auf ein Medium fest.
Was hat Sie an der Arbeit von Ju Schnee fasziniert?
AS: Ju Schnee ist aus unserer Sicht eine der spannendsten jungen Künstlerinnen in Deutschland mit einer sehr hohen Eigenständigkeit und Modernität. Sie war eine der ersten Künstler:innen bei MeetFrida und ihr multimedialer Ansatz hat uns schon früh beeindruckt. Ihr Verständnis für unterschiedliche Medien und ihr einzigartiger Stil setzt sie von anderen Künstler:innen ab.
Wie schätzen Sie die Entwicklung virtueller Kunst ein?
AS: Wir waren uns früh bewusst, dass es neue Wege braucht, um Schwellenängste zur Kunst abzubauen und neue Wege der Partizipation zu schaffen. Daher haben wir uns mit der virtuellen Ausstellung von Kunstwerken beschäftigt und dies sowohl in unserer Online-Galerie aber auch über Projekte wie Augmented Reality Ausstellungen umgesetzt. Hier liegt großes Potenzial, um Kunstneulinge abzuholen. Und auch das letzte Jahr hat gezeigt, dass virtuelle und digitale Kunst immer mehr zum Mainstream-Thema wird. NFT Art war bis vor kurzem kaum ein relevantes Thema, doch spätestens seit der Rekordversteigerung eines NFT-Kunstwerks über das Auktionshaus Christie’s ist das neue Medium in aller Munde. Für uns bietet das eine Vielfalt spannender Möglichkeiten.