Inspiriert durch den Alten Wall: Wie Kunstschaffende sich mit Raumstrukturen beschäftigen
Vom 6.11.2022 eröffnet in Kooperation mit MeetFrida eine Woche lang die virtuelle Kunstschau BEYOND MONUMENTAL. Alle Kunstwerke sind über MeetFrida auch käuflich zu erwerben.
Wie reale und digitale Räume miteinander verschmelzen und so einen neuen Blick auf die historische Kulisse vom Alten Wall eröffnen, zeigen die virtuell erlebbaren Werke von acht Künstler und Künstlerinnen. Wir stellen sie hier mit MeetFrida vor.
Malwin Faber
Malwin Faber schafft komplexe Synergien aus gestischen Spuren, scharfkantigen Ausschnitten, Linien und Materialbeschaffenheiten. Die Fülle unterschiedlicher, ineinander verwobener Farben und Formen wirkt zunächst wie ein gordischer Knoten, der die volle Aufmerksamkeit des Betrachters fordert. Faber setzt auf ein faszinierendes Wechselspiel scheinbar widersprüchlicher Bilder und äußerlich gegensätzlicher Prominenz: das Kleinteilige mit dem Großflächigen, geometrische Elemente kontrastiert mit ausladenden indexikalischen Zeichen, Konvergenz mit Fliehkraft. Am auffälligsten ist die Gleichzeitigkeit von Geschwindigkeit und Ruhe, von Zufall und Präzision. Die allmähliche Komposition des Bildes gleicht einer Jazz-Improvisation; es ist eine Mischung aus Freiheit und Disziplin mit wechselnden Rhythmen. (Text: Dagmar Lott-Reschke)
Christine Brey
Brey studierte Bildende Kunst in Würzburg und Hamburg und präsentierte ihre Zeichnungen in Kolumbien, Italien, Österreich, Marokko und Deutschland. Seit 2017 ist sie als freischaffende bildende Künstlerin tätig. Einzelausstellungen u.a. in Würzburg in der Posthalle (2016) und im Museumsquartier Wien (2015), Gruppenausstellungen u.a. „International Congress of Illustration“ Bogota, Kolumbien (2018), „Kunst in der Börse“ in der Handelskammer Hamburg (2018), „Offspace“ in den Deichtorhallen Hamburg/Halle für zeitgenössische Kunst (2019).
Christine Brey wurde mit dem „Bergkristall Award“ (Preis für die beste Bachelorarbeit an der FHWS Würzburg), dem „Jung und Gegenständlich Award“ Bodenseekreis ausgezeichnet und erhielt eine Projektförderung von Hamburg Mitte. Brey ist die Gründerin des Künstlerinnenkollektivs und der Ausstellungsreihe „Inside Draftswomen“.
Malwin Faber schafft komplexe Synergien aus gestischen Spuren, scharfkantigen Ausschnitten, Linien und Materialbeschaffenheiten.
Nis Knudsen
Der Hamburger Künstler Nis Knudsen befasst sich in seiner Arbeit mit Farbflächen, sowie ihren Konstellationen und Kombinationen. Dabei fängt er beispielsweise mit der Sofortbildkamera verschiedene Strukturen an Häuserfassaden ein und inszeniert sie ausschnitthaft. Obwohl das Medium Fotografie abbildhaft ist, versucht Nis Knudsen die Bildausschnitte so zu wählen, dass wenige Rückschlüsse auf das Original gezogen werden können und vielmehr die Einmaligkeit einer gewöhnlichen Fassade als Komposition eingefangen wird. Die Sofortbilder, als solche Unikate, bedürfen einer ausführlichen Vorbereitung, sodass der Snapshot-Charakter der Instant Photography aufgehoben wird und die Fotos vielmehr wie kleine, abstrakte Gemälde wirken und in dieser Hinsicht gar nicht so weit entfernt von seinen Malereien sind. Knudsen setzt in seinen Gemälden Farbflächen aneinander, um sie in einem langen Malprozess immer wieder neu zu kombinieren oder wieder auszulöschen. In seiner aktuellen Arbeit verwendet Nis Knudsen neben Öl- und Acrylfarben hauptsächlich Pastellkreiden und Pigmente, welche er auf das rohe Gewebe reibt und somit durch Schichtungen und Überlagerungen von Farbflächen seine Bilder malt.
Jonathan Esperester
„Ich sehe mich als modernen Geschichtenerzähler mit den klassischen Mitteln der Malerei. Für mich war die figürliche Malerei immer ein Zugang zu anderen Welten und in meiner teils surrealen Malerei versuche ich nun, den Menschen in der stetig verändernden Umwelt zu verorten. Ich will eine neue Erzählung für den Menschen in Bezug zur Natur begründen.“
Claudia Mächler
Das Thema der Arbeit von Claudia Mächler ist der Mensch in seiner Gesamtheit oder als Porträt. Ihre Bilder hinterfragen klassische Vorstellungen von idealisierter Schönheit.
In jedem ihrer Bilder spürt man intensiv ihre Begeisterung für ständig wechselnde kreative Prozesse, die jedem Werk zugrunde liegen. In ihrer Kunst sucht Claudia Mächler konsequent nach einer Kombination verschiedener Malzustände. Sie erkundet die unterschiedlichsten Strategien, von der zarten Musterung bis zum gestischen Pinselstrich. Bei der Wahl ihrer Motive greift sie oft auf Menschen zurück, denen sie nahesteht. Sie hält Momente fest und interpretiert sie so, dass der Betrachter an ihren Emotionen teilhaben kann. Es sind Nahaufnahmen eines Gefühls.
Claudia Mächler geht es darum, eine harmonische Verbindung von Zuständen herzustellen. Ihre stimmungsvollen Porträts fangen die Essenz des Individuums ein.
Der Hamburger Künstler Nis Knudsen befasst sich in seiner Arbeit mit Farbflächen, sowie ihren Konstellationen und Kombinationen.
Claudia Mächlers Bilder hinterfragen klassische Vorstellungen von idealisierter Schönheit.
Marlen Schulz
„In meiner Malerei beschäftige ich mich mit kleinen flüchtigen Momenten, die ich festhalten möchte, die im Alltag schnell untergehen oder an einem vorbeirauschen. So male ich Momente, die mir wichtig sind und oder Menschen, die mir viel bedeuten. Auf einigen Bildern kommt alles zusammen. Dann bekommen sie eine Tiefe, einen gefühlten Moment. Rein malerisch interessieren mich zudem also, losgelöst vom Thema, Kontraste. Hell zu dunkel, laut zu leise, Linien zu Fläche, dicht zu offen, grell zu matt, Muster zu uni. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Rosa. Zum Glück habe ich es noch nicht gefunden.“
David Friedemann
Die Idee des Künstlers ist es, mit den unzähligen fragmentierten Silhouetten, aus denen sich seine Bilder zusammensetzen, den Blick auf eine amorphe Menschenmasse in einer pulsierenden Metropole zu symbolisieren: Oberflächlich betrachtet, zeigen sich wogende Formen, Linien und Farben. Erst wenn man sich vertieft, wird das Besondere, das Individuum in einem Szenario, offenbar. Dabei haucht David Friedemann seinen flüchtigen Figuren mit verschiedenen Materialien und Strukturen Leben ein und erschafft so zahllose fesselnde, wenn auch flüchtige Gegenüber für den Betrachter.
Julia Kloos
„Wie macht man sich Gedanken zu Gedanken? Wie durchleuchtet man etwas, das nicht nachweisbar verankert ist? Ich empfinde Gedanken wie ein transparentes, organisches Netz, das sich fließend zwischen Realität und Illusion bewegt und wie ein nebliger Schleier alle Zwischenräume verbindet. Dieses Netz ist einer permanenten Wandlung ausgesetzt, es schafft Räume und Zeiten, die wir durchschreiten und an die wir uns binden.
Jede meiner Arbeiten ist Reflexion meiner Gedankenbewegungen. Es ist das Einfangen eines unbeschreiblichen Phänomens und ein mentales Spiel zwischen Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten. Beim Zeichnen spalte ich die geistigen Tätigkeiten auf, untersuche die Bindung an Lebensformen und Objekte, suche den verwandten Austausch zwischen unserem Denken und dem Mikro- und Makrokosmos.
Dabei bediene ich mich der geometrischen und organischen Formen und Muster, subtrahiere und addiere Zahlen und Zeichen hinzu, reduziere das Gegebene und modelliere Gedanken zu einer Art Organismus.“
2020 wurde Julia Kloos mit dem Jurypreis / add art Award 2020 für Nachwuchskunst ausgezeichnet.
Die Malerei von Marlen Schulz beschäftigt sich mit kleinen flüchtigen Momenten, die im Alltag schnell untergehen oder an einem vorbeirauschen.
David Friedemann haucht seinen flüchtigen Figuren mit verschiedenen Materialien und Strukturen Leben ein und erschafft so zahllose fesselnde, wenn auch flüchtige Gegenüber für den Betrachter.
Die Kooperation
Das Kunstprojekt entstand in Kooperation mit der Kunststiftung MeetFrida, einer im Sommer 2020 gegründeten Initiative zur Förderung von ultra-contemporary Künstler:innen. Dabei verknüpft die Stiftung die Online-Plattform (www.meetfrida.art) mit Kunstaktionen im urbanen Umfeld wie Kunstplakaten, Augmented-Reality-Ausstellungen und Pop-up-Galerien. MeetFrida vertritt über 70 Kunstschaffende, gibt ihnen neue Sichtbarkeit, eröffnet neue Verkaufswege und spricht auch Menschen an, die bislang wenig Verbindungen zur Kunst hatten.
Vor Ort sind Drucke der Kunstwerke im Shop der Designerin Alina Klemm, Alter Wall 20-22 in Hamburg zu sehen.
Alle Werke dieser Augmented Reality Ausstellung sind hier digital zu entdecken und zu kaufen unter: