Mit den Hamburg Guides die schönsten Kontorhäuser der City entdecken
Seit zwei Jahren kooperieren der Alte Wall und der Gästeführerverein Hamburg Guides und luden jetzt Freunde des Alten Walls zu einer besonderen Tour in Hamburgs Innenstadt ein.
Der Himmel strahlt in knalligstem Blau an diesem kühlem Wintertag, als sich unsere Gruppe vom Alten Wall aus in Bewegung setzt. Die schönsten Kontorhäuser der Hamburger City stehen auf dem Programm von Sarah Janning-Picker, Vorstand und Gästeführerin bei den Hamburg Guides. Hamburg hat eine Menge davon, sogar ein ganzes Kontorhausviertel liegt in Laufnähe. Und einige wie etwa das Chilehaus haben es sogar zum UNESCO Weltkulturerbe gebracht. Doch selbst Hamburger und Hamburgerinnen wissen kaum, über welche architektonischen Schätze Hamburg in Sachen Kontorhäuser verfügt und noch weniger, wie opulent viele im Inneren gestaltet sind. Dabei kann man in die meisten dieser Bürohäuser hineingehen.
Den Anfang macht das Hildebrand Haus im Neuen Wall, das 1908 unter der Regie der Architekten Leon Frejtag und Hermann Wurzbach fertiggestellt wurde. Die Fassade ist dabei ebenso beeindruckend wie das Entrée. Der Namensgeber war ein Gründer einer Schokoladenfabrik, der über den Hamburger Hafen Kakaobohnen importierte. Das Gebäude besticht durch Jugendstilelemente und ist reich verziert. Im Gegensatz zur viel zitierten Hamburger Bescheidenheit also ein echtes Kontrastprogramm. Im Inneren stößt man auf wunderschöne Mosaik-Fliesen, Bronze und Marmor sowie Perlmutt-Intarsien – „damals der letzte Schrei“ wie uns Sarah Janning-Picker mit Augenzwinkern erzählt. Im Foyer befindet sich ein wunderschöner Brunnen aus dem früher Trinkwasser floss. Zu einer Zeit, als die meisten Haushalte in Hamburg noch nicht über Trinkwasser verfügten. Außerdem verzieren Wände und Decke Kopien von Original-Abbildungen aus der Mythologie, ein Steckenpferd von Unternehmer Hildebrand.
Im Foyer des Hildebrand Hauses befindet sich ein Brunnen.
Hamburgische Architekturgeschichte im Spiegel der Zeit
Ein paar Schritte weiter stoßen wir auf das Kontorhaus Gutruf, das von 1915 stammt und von Architekt Max Bach entworfen wurde. Dieses Kontorhaus war früher der Firmensitz des Großvaters von Johann Georg von Gutruf und gilt durch seine Einheirat in die Juweliersfamilie Brahmfeld als ältestes Juweliergeschäft Deutschlands. Ursprünglich erstreckte sich das Gebäude vom Alten Wall bis zum Jungfernstieg. Die beige-gelbliche Farbe im Inneren zitiert eine damals beliebte Farbe. Insgesamt ist das Foyer bescheidener als das Hildebrand Haus, hat aber durchaus seine Hingucker wie das Bronze-Treppenhaus und die ungewöhnliche Steinbank, auf der Geschäftspartner auf ihren Termin warten konnten. Das später unter dem Namen Brahmfeld & Gutruf firmierende Unternehmen importierte nicht nur als Neuheit Diamanten nach Hamburg, sondern fertigte auch beispielsweise Silber für den Hamburger Senat.
Die beige-gelbliche Farbe des Kontorhaus Gutruf war Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebt.
Das Versmann Haus, schräg gegenüber vom Rathaus und benannt nach dem früheren Bürgermeister Johannes Versmann (1820 bis 1899), wurde zwischen 1910 und 1912 nach Entwürfen von Johann Gottlieb Rambatz und Wilhelm Jollasse realisiert. Besonders ist die Überbauung der Knochenhauertwiete. Im Inneren sorgt das Gebäude durch Aluminium als Wandverkleidung für einen Aha-Effekt. Damals ein völlig neues Material. Den Boden zeichnet ein aufwendiges Mosaik, vermutlich mit dem Ross von Poseidon, dem Gott des Meeres.
Das Versmann Haus ist nach dem früheren Bürgermeister Johannes Versmann benannt.
Den Boden des Versmann Hauses ziert ein aufwendiges Mosaik, vermutlich mit dem Ross von Poseidon, dem Gott des Meeres.
Am Nikolaifleet südwestlich der Trostbrücke liegt an diesem Tag unsere letzte Station: der Laeiszshof, ursprünglich der Firmensitz der Reederei F. Laeisz, die mittlerweile in Rostock residiert. Das Gebäude wurde in den Jahren 1897/98 nach Plänen der Architekten Bernhard Hanssen, Wilhelm Emil Meerwein und Martin Haller fertiggestellt. Das beeindruckende Kontorhaus zeichnet sich durch Erker, Türme und Statuen über dem Eingang aus. Im Mittelgiebel sieht man übrigens eine Pudelskulptur. Dies ist eine Anspielung auf den Kosenamen „Pudelchen“ der Ehefrau von Carl Laeisz. Im Inneren des Foyers fällt das Licht durch ein beeindruckendes Glasdach. Das Treppenhaus aus Gusseisen wirkt sachlich und offen. Eine große Bronzeplastik von Jugenstilkünstler Caesar Scharff vereint verschiedene Generationen der Reeder-Familie, die als Werftarbeiter, Seemann und als weibliches Sinnbild des Versicherungswesens dargestellt sind. Der Laeiszhof verfügt darüber hinaus noch über einen der selten gewordenen Paternoster.
Wer jetzt Lust bekommen hat, diese und andere Kontorhäuser Hamburgs kennenzulernen, findet mehr Informationen unter: https://hamburgguides.de/
Der Laeiszshof am Nikolaifleet.