Paul Kadjo präsentiert seine ethische Modemarke bei La Tribune Noire am Alten Wall

Paul Kadjo präsentiert seine ethische Modemarke bei La Tribune Noire am Alten Wall 1277 1920 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Paul Kadjo präsentiert seine ethische Modemarke bei La Tribune Noire am Alten Wall

9. September 2022

Am 15. September 2022 kann man den multi­di­men­sio­nalen Nachhal­tig­keits­aspekt des Designers Paul Kadjo im Pop-up Shop La Tribune Noire entdecken und erfahren, was es mit seiner Crowd­funding-Kampagne für seine Manufacture Linie auf sich hat.

Seine Mission formu­liert Modede­signer Paul Kadjo ganz klar: „Europa und Westafrika durch Handwerk, Kunst und Mode zu vereinen und einen langan­hal­tenden Zeitgeist zu schaffen, mit dem Menschen mit gutem Gewissen stilvolle Kleidung tragen und mit ihrem Beitrag große Verän­de­rungen in der Welt erbringen können.“ Wir konnten mit dem Designer von Slow Fashion vor seinem Event am 15. September 2022 bei La Tribune Noire über seinen Design­ansatz, seinen Anspruch an Innovation und inter­kul­tu­relle Zusam­men­arbeit sprechen.

Die Verknüpfung von Mode und Nachhal­tigkeit ist immer noch eine Ausnahme. Wie kamst Du auf den Gedanken, Dich mit Slow Fashion zu beschäftigen?

Paul Kadjo: Geboren in Deutschland und aufge­wachsen in der Elfen­bein­küste hatte ich früh die Chance, in zwei sehr unter­schied­lichen Gesell­schaften groß zu werden. Nachhal­tigkeit ist für meine Familie und mich eine Grund­ein­stellung. Ohne direkt das Wort „Nachhal­tigkeit“ zu nutzen, ist uns klar, dass wir schonend mit Ressourcen umgehen, auf Qualität statt Masse achten und einen inklu­siven Umgang mit Menschen aus aller Welt pflegen. Diesen Grund­vorsatz einer multi­di­men­sio­nalen Nachhal­tig­keits­per­spektive inter­pre­tiere ich selbst­ver­ständlich auf meine Berufung als Mode Designer, um letztlich unsere Gesell­schaften näher zusam­men­zu­bringen und unserer Umwelt etwas Gutes zu tun.

Du hast an der „Akademie für Mode & Design“ in Hamburg Deine Ausbildung absol­viert. Spielten dort Nachhal­tig­keits­aspekte schon eine Rolle? 

Nachhal­tigkeit spielte in meinem Studium an der AMD bereits im zweiten Semester eine wichtige Rolle. Neben Re- und Upcycling-Projekten lernten wir auch vieles rund um Textil­kunde und die Auswir­kungen auf unsere Umwelt sowie den nachhal­tigen Umgang mit Ressourcen vom Design­prozess, über Schnit­t­ent­wicklung bis hin zum Marketing.

Du bezeichnest Dich selbst als „Change Agent“, was ist damit genau gemeint?

Meine Mission ist klar: Europa und Westafrika durch Handwerk, Kunst und Mode zu vereinen und einen langan­hal­tenden Zeitgeist zu schaffen, mit dem Menschen mit gutem Gewissen stilvolle Kleidung tragen und mit ihrem Beitrag große Verän­de­rungen in der Welt erbringen können. Gleiches gilt für unsere Zielgruppe. Zusammen sind wir kreativ und auf der ständigen Suche nach Innovation. Wir bekennen uns gegen insti­tu­tio­na­li­sierte Geschlech­ter­trennung, Rassi­fi­zierung und andere Formen von Benach­tei­ligung oder Ausgrenzung und stehen für eine klare soziöko­lo­gische Haltung. Wir sind hier, um etwas zu verändern.

Dein Ziel ist die Fusion aus Kunst­handwerk und technisch innova­tiven Herstel­lungs­ver­fahren: Musst Du also ein Stück die Modewelt neu erfinden?

Deutschland birgt ein großes Potential für die Forschung und Entwicklung von (alter­na­tiven) Textilien, dessen Wissen und Produktion aufgrund der billi­geren Preise in den 80er Jahren nach Asien sowie in den Nahen Osten verschoben wurden. Dieses Wissen gibt es also schon. Ich möchte es lediglich wieder nach Deutschland holen und mit dem Potential an Neben- und Abfall­pro­dukten, die im westafri­ka­ni­schen Raum existieren - wenn auch Teils durch unser Verschulden im Europäi­schen Raum - kombi­nieren. Ich muss also Altes wieder zum Leben erwecken und mit noch ungenutztem Wissen kombinieren.

Du vereinst in Dir zwei Kulturen. Inwieweit prägt das Deine Designsprache?

Meine Design­sprache ist als inter­kul­tu­reller Austausch zwischen Deutschland bzw. Europa und Elfen­bein­küste bzw. Afrika zu verstehen. Mit meinem Lösungs­vor­schlag einer modernen Modemarke sind die vielfäl­tigen Kulturen innerhalb dieser Region Antrieb und Inspi­ra­ti­ons­quelle meiner Arbeit. Sie helfen mir zu verstehen, mich zu evolvieren und einen nachhal­tigen Ansatz für bestehende Probleme innerhalb dieser Gesell­schaften zu finden.

Wenn Du fünf Jahre weiter­blickst, wo möchtest Du dann mit Deiner Mode sein?

In fünf Jahren sehe ich eine hochin­no­vative Faser­for­schung in Deutschland gepaart mit einer nachhal­tigen Serien­pro­duktion im westafri­ka­ni­schen Raum. Die Mode, die hier entsteht, wird neuartig sein und durch die Menschen nicht nur durch ihre Raffi­nesse beein­drucken, sondern auch durch ihren Mehrwert, den sie zurück­geben wird.

Und wo sollte die Branche an sich in 5 Jahren stehen?

Es ist schwer eine direkte und klare Antwort auf diese Frage zu geben. Denn es hängt von sehr vielen Faktoren ab; werden sich nachhaltige Nischen­un­ter­nehmen gegenüber den sogenannten Global Playern beweisen können? Wie wird sich das Konsum­ver­halten entwi­ckeln? Oder sind unsere Gesell­schaften allgemein bereit für einen radikalen Stoff­wechsel, wenn es speziell um die Frage der Nachhal­tigkeit geht?

Ich würde mir eine Branche mit mehr ökolo­gi­schem Bewusstsein und einer selbst­ver­ständ­li­cheren Anerkennung von Diver­sität wünschen. Eine Branche, in der einfach mehr Authen­ti­zität herrscht.

Woher holst Du Deine Inspiration?

Meine Inspi­ration findet ihren Ursprung einer­seits in der Ausein­an­der­setzung mit Kultur. Ander­seits sind die Rohstoffe, als Grund­element jedes Kleidungs­stückes, eine enorme Inspi­ra­ti­ons­quelle. Denn im Upcycling-Prozess, welchen ich bei meiner Modemarke ausschließlich verwende, entsteht die Inspi­ration in der Wertschöpfung. Wenn ich z.B. das Leder von einem Sessel entferne, um daraus etwas zu entwerfen, fügen sich die Ideen zum späteren Kleidungs­stück wie in einem Transformationsprozess.

Was ist Dein Lieblingsort in Hamburg?

Mein Lieblingsort in Hamburg ist sicher der Jenischpark. Denn im Gewusel der Stadt zieht es mich oft an ruhige Orte, an denen man für einen Moment die Schnell­le­bigkeit unserer Gesell­schaften abschalten kann.

Event am 15. September 2022 bei La Tribune Noire

Alter Wall 12/Bucerius Passage am Fleet

Beginn: 17:30 Uhr

 

Links

https://www.paulkadjo.com/

https://www.paulkadjo.com/manufacture-line3d3af956

https://www.instagram.com/paulkadjo.official/