Schmuckdesignerin Hilde Leiss: „Ich bin mir immer treu geblieben“
Die Galerie der renommierten Goldschmiedin für Schmuck, Keramik, Mode und besondere Geschenke ist ein Unikat in Hamburg und zieht seit vielen Jahrzehnten Kunstschaffende und Publikum aus aller Welt an den Großen Burstah.
An der Galerie von Goldschmiedin und Designerin Hilde Leiss im Herzen des Nikolaiviertels ist einfach alles einzigartig. Angefangen bei den Schaufenstern, die eine Fülle von qualitativ hochwertigem Schmuck und Kunsthandwerk zeigen und jetzt vor Ostern darüber hinaus die Unikate von Edda Henschel im Rahmen ihrer Ausstellung „Die Welt im Ei“; filigrane Szenerien in echten Hühner- und Gänseeiern als besondere Sammlerstücke. Als Nächstes staunt man über die fünf Meter hohen Decken in dem alten Kontorhaus am Großen Burstah 38 und die ineinander übergehenden Räume, die bis ans Fleet reichen und den Goldschmiedinnen in der Werkstatt beim Arbeiten Tageslicht schenken. Und natürlich ist die Macherin hinter dieser besonderen Galerie ebenfalls einzigartig. Einige sprechen gar davon, sie sei die letzte ihrer Art, weil sie wie keine Zweite für moderne Schmuckkunst und internationalen Autorenschmuck steht. Und deshalb seit Jahrzehnten ein internationales Publikum anzieht und immer wieder neue Künstler und Künstlerinnen entdeckt und bei sich ausstellt. „Kunst hat mich immer interessiert. Ich bin damit groß geworden. Künstler, die hier ausgestellt haben, verkaufen an Museen“, sagt Hilde Leiss selbstbewusst.
Geradlinig und expressiv
Die Designerin, die sich nach diversen Auslandsaufenthalten in Pforzheim zur Goldschmiedin ausbilden ließ und ihr anschließendes Studium an der Kunstakademie mit dem Verkauf von Schmuck finanzierte, ist auch nach über 40 Jahren im Beruf noch immer hellwach und neugierig. „Ich werde noch bis 100 entwerfen“, erzählt sie und man glaubt es ihr sofort. Kreativität ist keine Frage des Alters, der beste Beleg dafür ist die weit über die Grenzen von Hamburg bekannte Schmuckkünstlerin. Ihre eigene Schmucklinie hat viele Fans, darunter auch zahlreiche in der Öffentlichkeit stehende Personen. Ihr Stil ist geradlinig und gleichzeitig expressiv. „Lieber ein paar Gramm Gold zuviel, als nur ein einziges zuwenig“, lautet eines ihrer Bonmots. Dabei ist für sie „Qualität das A & O. Ich mag keine zusammengeschusterten Sachen.“ Vor allem hat sie ihren eigenen Kopf: „Ich bin mir immer treu geblieben“. Lange bevor sie 1988 von der Koppel in St. Georg an den Großen Burstah zog, hatte sie etwa schon expressive Ketten entworfen. Doch erst mit dem Umzug in die neuen Räume in der Nähe des Hamburger Rathauses gewann sie auch ein Publikum, das diese Ketten nicht nur mochte, sondern sie sich auch leisten konnte.
Goldschmiedin und Designerin Hilde Leiss
Alle sechs Wochen etwas Besonderes zu entdecken
Bis vor acht Jahren teilte sie sich die hinteren Räumlichkeiten mit dem Galeristen Dirk Rose. Die Galerie gewann schnell an Profil. Zum einen weil Hilde Leiss neben Schmuck auch Keramiken und Kunsthandwerk zeigte, zum anderen weil sie mit Rose zusammen zahlreiche Events, etwa Lesungen und Musikvorstellungen, organisierte. Hilde Leiss wurde zum Anlaufpunkt für ein internationales Publikum und das ist bis heute noch so. „Ich habe die Galerie interessant gehalten. Deshalb habe ich überlebt. Alle sechs Wochen präsentieren wir hier etwas Besonderes“, so Hilde Leiss. Natürlich hat auch sie schwierige Zeiten erlebt, aber ihr sei immer etwas eingefallen. So hat sie ihren Schmuck auch in Galerien in den USA und sogar auf Kreuzfahrtschiffen verkauft. Als sie von Dirk Rose die Räumlichkeiten übernahm, holte sie Mode neu dazu. Und so ist die Galerie ein großes Wunderschatzkästchen. Man findet hier nicht nur anspruchsvolle Schmuckklassiker, auch Alltagsschmuck gehört zum Sortiment, ebenso wie besondere Geschenkideen für jeden Geldbeutel.
Bei Hilde Leiss entdeckt man wieder das Stöbern. Darüber freut sie sich. Genauso wie über Komplimente von Menschen, die allein schon wegen der besonderen Dekoration ihrer Schaufenster kommen. Wertschätzung für ihr großartiges Werk erhielt sie auch von der Stadt Hamburg im Jahr 2001. Damals wurde ihr als erster Frau der Karl- Schneider-Preis verliehen, der höchste Preis für angewandte Kunst der Hansestadt.
Objekte der Ausstellung „Die Welt im Ei“ von Edda Henschel: filigrane Szenerien in echten Hühner- und Gänseeiern als besondere Sammlerstücke
Noch immer reist sie zu Messen. Noch immer hat sie Lust am Entdecken. Dabei wählt sie häufig Künstler und Künstlerinnen aus, die eine andere Facette zeigen als ihre eigene Linie. „Die Auswahl muss mir persönlich nicht gefallen, aber eine Aussage haben. Und der Schmuck muss tragbar sein.“ Noch jeden Tag kommt Hilde Leiss von Klein-Flottbek aus zu ihrem vierköpfigen Team. Ein Vorbild ist für sie die Schauspielerin Barbara Nüsse, die mit 80 immer noch in zig Stücken für das Thalia Theater auf der Bühne steht. „Wenn ich in dem Alter noch so drauf bin wie sie, das wäre toll.“ Wir hoffen und wünschen, dass Hilde Leiss dies gelingt. Denn ohne sie wäre Hamburgs Innenstadt um einen bemerkenswerten Ort und eine spannende Persönlichkeit ärmer.
Tipp für die neue Ausstellung bei Galerie Hilde Leiss:
Vom 24. März 2023 bis 20. Mai 2023 zeigt die Künstlerin Sonngard Marcks: »Hortus Pictus« Keramische Bilderwelten und Zeichnungen
Ihre Tipps für das Nikolaiviertel und Umgebung
Restaurant „Plat du Jour“
https://www.le-plat-du-jour.de/
Hutladen Falkenhagen
Links zu Hilde Leiss: