Schmuckdesignerin Hilde Leiss: „Ich bin mir immer treu geblieben“

Schmuckdesignerin Hilde Leiss: „Ich bin mir immer treu geblieben“ 1920 1280 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Schmuckdesignerin Hilde Leiss: „Ich bin mir immer treu geblieben“

21. März 2023

Die Galerie der renom­mierten Goldschmiedin für Schmuck, Keramik, Mode und besondere Geschenke ist ein Unikat in Hamburg und zieht seit vielen Jahrzehnten Kunst­schaf­fende und Publikum aus aller Welt an den Großen Burstah.

An der Galerie von Goldschmiedin und Designerin Hilde Leiss im Herzen des Nikolai­viertels ist einfach alles einzig­artig. Angefangen bei den Schau­fenstern, die eine Fülle von quali­tativ hochwer­tigem Schmuck und Kunst­handwerk zeigen und jetzt vor Ostern darüber hinaus die Unikate von Edda Henschel im Rahmen ihrer Ausstellung „Die Welt im Ei“; filigrane Szenerien in echten Hühner- und Gänse­eiern als besondere Sammler­stücke. Als Nächstes staunt man über die fünf Meter hohen Decken in dem alten Kontorhaus am Großen Burstah 38 und die inein­ander überge­henden Räume, die bis ans Fleet reichen und den Goldschmie­dinnen in der Werkstatt beim Arbeiten Tages­licht schenken. Und natürlich ist die Macherin hinter dieser beson­deren Galerie ebenfalls einzig­artig. Einige sprechen gar davon, sie sei die letzte ihrer Art, weil sie wie keine Zweite für moderne Schmuck­kunst und inter­na­tio­nalen Autoren­schmuck steht. Und deshalb seit Jahrzehnten ein inter­na­tio­nales Publikum anzieht und immer wieder neue Künstler und Künst­le­rinnen entdeckt und bei sich ausstellt. „Kunst hat mich immer inter­es­siert. Ich bin damit groß geworden. Künstler, die hier ausge­stellt haben, verkaufen an Museen“, sagt Hilde Leiss selbstbewusst.

Gerad­linig und expressiv

Die Designerin, die sich nach diversen Auslands­auf­ent­halten in Pforzheim zur Goldschmiedin ausbilden ließ und ihr anschlie­ßendes Studium an der Kunst­aka­demie mit dem Verkauf von Schmuck finan­zierte, ist auch nach über 40 Jahren im Beruf noch immer hellwach und neugierig. „Ich werde noch bis 100 entwerfen“, erzählt sie und man glaubt es ihr sofort. Kreati­vität ist keine Frage des Alters, der beste Beleg dafür ist die weit über die Grenzen von Hamburg bekannte Schmuck­künst­lerin. Ihre eigene Schmuck­linie hat viele Fans, darunter auch zahlreiche in der Öffent­lichkeit stehende Personen. Ihr Stil ist gerad­linig und gleich­zeitig expressiv. „Lieber ein paar Gramm Gold zuviel, als nur ein einziges zuwenig“, lautet eines ihrer Bonmots. Dabei ist für sie „Qualität das A & O. Ich mag keine zusam­men­ge­schus­terten Sachen.“ Vor allem hat sie ihren eigenen Kopf: „Ich bin mir immer treu geblieben“. Lange bevor sie 1988 von der Koppel in St. Georg an den Großen Burstah zog, hatte sie etwa schon expressive Ketten entworfen. Doch erst mit dem Umzug in die neuen Räume in der Nähe des Hamburger Rathauses gewann sie auch ein Publikum, das diese Ketten nicht nur mochte, sondern sie sich auch leisten konnte.

Goldschmiedin und Designerin Hilde Leiss

Alle sechs Wochen etwas Beson­deres zu entdecken

Bis vor acht Jahren teilte sie sich die hinteren Räumlich­keiten mit dem Galeristen Dirk Rose. Die Galerie gewann schnell an Profil. Zum einen weil Hilde Leiss neben Schmuck auch Keramiken und Kunst­handwerk zeigte, zum anderen weil sie mit Rose zusammen zahlreiche Events, etwa Lesungen und Musik­vor­stel­lungen, organi­sierte. Hilde Leiss wurde zum Anlauf­punkt für ein inter­na­tio­nales Publikum und das ist bis heute noch so. „Ich habe die Galerie inter­essant gehalten. Deshalb habe ich überlebt. Alle sechs Wochen präsen­tieren wir hier etwas Beson­deres“, so Hilde Leiss. Natürlich hat auch sie schwierige Zeiten erlebt, aber ihr sei immer etwas einge­fallen. So hat sie ihren Schmuck auch in Galerien in den USA und sogar auf Kreuz­fahrt­schiffen verkauft. Als sie von Dirk Rose die Räumlich­keiten übernahm, holte sie Mode neu dazu. Und so ist die Galerie ein großes Wunder­schatz­kästchen. Man findet hier nicht nur anspruchs­volle Schmuck­klas­siker, auch Alltags­schmuck gehört zum Sortiment, ebenso wie besondere Geschenk­ideen für jeden Geldbeutel.

Bei Hilde Leiss entdeckt man wieder das Stöbern. Darüber freut sie sich. Genauso wie über Kompli­mente von Menschen, die allein schon wegen der beson­deren Dekoration ihrer Schau­fenster kommen. Wertschätzung für ihr großar­tiges Werk erhielt sie auch von der Stadt Hamburg im Jahr 2001. Damals wurde ihr als erster Frau der Karl- Schneider-Preis verliehen, der höchste Preis für angewandte Kunst der Hansestadt.

Objekte der Ausstellung „Die Welt im Ei“ von Edda Henschel: filigrane Szenerien in echten Hühner- und Gänse­eiern als besondere Sammlerstücke

Noch immer reist sie zu Messen. Noch immer hat sie Lust am Entdecken. Dabei wählt sie häufig Künstler und Künst­le­rinnen aus, die eine andere Facette zeigen als ihre eigene Linie. „Die Auswahl muss mir persönlich nicht gefallen, aber eine Aussage haben. Und der Schmuck muss tragbar sein.“  Noch jeden Tag kommt Hilde Leiss von Klein-Flottbek aus zu ihrem vierköp­figen Team. Ein Vorbild ist für sie die Schau­spie­lerin Barbara Nüsse, die mit 80 immer noch in zig Stücken für das Thalia Theater auf der Bühne steht. „Wenn ich in dem Alter noch so drauf bin wie sie, das wäre toll.“ Wir hoffen und wünschen, dass Hilde Leiss dies gelingt. Denn ohne sie wäre Hamburgs Innen­stadt um einen bemer­kens­werten Ort und eine spannende Persön­lichkeit ärmer.

Tipp für die neue Ausstellung bei Galerie Hilde Leiss:

Vom 24. März 2023 bis 20. Mai 2023 zeigt die Künst­lerin Sonngard Marcks: »Hortus Pictus« Keramische Bilder­welten und Zeichnungen

Ihre Tipps für das Nikolai­viertel und Umgebung

Restaurant „Plat du Jour“

https://www.le-plat-du-jour.de/

Hutladen Falken­hagen

https://hut-falkenhagen.de/

Links zu Hilde Leiss:

https://www.instagram.com/hildeleiss/