Vom Wunderkind zum Jazz-Superstar: Joey Calderazzo kommt in den Nica Jazz Club
Der herausragende Pianist spielt mit seinem Trio am 28. März 2025 am Alten Wall, um Hamburger Jazz-Fans zu begeistern.
Als er mit acht Jahren anfing, klassischen Klavierunterricht zu nehmen, ahnte er wohl selbst kaum, was für eine Karriere ihm bevorstehen sollte. „Ich habe fünf Stunden am Tag klassische Musik geübt. Ich habe es nicht geliebt, aber war ziemlich gut darin, Bach und Chopin-Etüden zu spielen“, erzählt Joey Calderazzo in einem Interview für seine Website. Seine eigentliche musikalische Seele entdeckte der gebürtige New Yorker mit 14, als er Jazzklavierstunden nahm. Danach war Klassik für ihn passé.
Schon in seiner Schulzeit trat der junge Joey Calderazzo mit Musikern wie Saxophonist Frank Foster und Dave Liebmann in NY auf. Mit 17 erhielt er ein Stipendium für das Berklee College, das er aber aufgrund des Todes seines Vaters nicht annahm. Stattdessen jammte er während seiner Highschool-Zeit in Boston mit Musikern, die den Jazz-Sound der 90er Jahre in New York geprägt haben: etwa Branford Marsalis, Jeff Tain Watts, Kenny Kirkland und Donald Harrison. Darüber hinaus trat der Pianist solo bereits in Hotelbars und auf Kreuzschiffen auf. Ein Wink des Schicksals erlebte Calderazzo, als er damals in einem Hotel in White Plains, New York spielte. Der Saxophonist Michael Brecker, der sich schon seit Mitte der 70er Jahre einen Namen als Jazz-Größe gemacht hatte, tauchte bei dem Konzert auf, um Joey Calderazzo live zu hören.

Der Nica Jazz Club
Schicksalhafte Begegnung bei Hotel-Konzert
Brecker war ein Game-Changer in der Karriere des jungen Pianisten. Nicht nur spielte Brecker bei diversen Hotel-Gigs mit Calderazzo, er lud ihn schließlich ein, sich seiner Band anzuschließen. „Ich spielte erst sieben Jahre Jazz, als ich den Gig bei Mike bekam. Das war unglaublich. Niemand kannte mich“ (O-Ton Calderazzo). Joey Calderazzo war dabei, als Brecker sein Debutalbum vorlegte und plötzlich wollten alle wissen, wer der junge Musiker am Klavier war. Und auch Plattenfirmen meldeten sich bei Calderazzo. Brecker war es schließlich auch, der das erste Album „In The Door“ 1990 von Joey Calderazzo produzierte. Bis zu Breckers Tod arbeiteten die beiden zusammen.
1998 trat Calderazzo der Band von Branford Marsalis bei. Noch heute spielen die beiden Jazz-Superstars immer wieder zusammen. Calderazzo beschreibt häufig, wie stark sich sein Spiel durch die Arbeit mit Marsalis geändert hat. „Ich fand ein lockeres Zeitgefühl, unterschiedliche Rhythmusarten und eine lyrische Seite meines Spiels.“
Calderazzo hat mit den größten Jazzmusikern zusammengearbeitet. Doch seit vielen Jahren geht er als Komponist, Improvisator und Bandleader eines Trios auch eigene Wege. 13 Alben hat er inzwischen veröffentlicht. Jüngst etwa „Live From The Cotton Club Tokyo, Volume I“. Sein Trio ist für ihn Rückzugsort und Experimentierfeld zugleich. “Ich wollte, dass das Trio ein echter Ort für Improvisation bleibt. Wir spielen Stücke. Nichts ist kompliziert. Das mag ich. Wir können alles spielen, und die Improvisation ist entscheidend. Das ist gut so“, erläutert Calderazzo auf seiner Website. Im Nica Jazz Club macht er am 28. März Station in Begleitung seiner langjährigen Begleiter Orlando Le Fleming (Bass) und David Hawkins (Drums). Bei den Live-Konzerten mit seinem Trio spielt er sowohl eigene Kompositionen als auch ausgewählte Jazz-Klassiker. Und natürlich darf sich das Publikum auf mitreißende Improvisationen einstellen. Kaum ein Pianist kann auf solche Erfahrungen zurückgreifen wie Joey Calderazzo. Er hat mit den Größten der Jazz-Szene gespielt und ist doch längst selbst ein Superstar, der es immer wieder schafft, sein Publikum auf besondere Art zu berühren.
Weitere Infos und Tickets:
https://www.nica-jazzclub.de/de/events/joey-calderazzo-trio-69
Hörprobe: