Wie das Architektenteam von Winking Froh Hamburgs City am Alten Wall 40 noch attraktiver machen will

Wie das Architektenteam von Winking Froh Hamburgs City am Alten Wall 40 noch attraktiver machen will 2560 1708 Verena Liebeck
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Wie das Architektenteam von Winking Froh Hamburgs City am Alten Wall 40 noch attraktiver machen will

19. Januar 2024

Auf dem Gelände des ehema­ligen Sofitel sind die Vorbe­rei­tungen für die Bauar­beiten in vollem Gange. 2026 werden dort das neue The Hoxton Hotel, moderne Büros sowie Wohnungen das Gesicht des Quartiers maßgeblich erneuern.

Man kann es sich kaum vorstellen: Wo heute vom Abriss übrig­ge­bliebene Rudimente des einstigen Hotels Sofitel stehen, spazierten vor vielen Jahrzehnten Bürger und Bürge­rinnen Hamburgs über die Straße. Damals standen dort schlanke Stadt­häuser und dahinter am Fleet Kontor­häuser. Es wurde also mitten im Herzen von Hamburg gelebt und gearbeitet. Und genau daran möchte man an dieser Stelle wieder anknüpfen.

Mit der Neuge­staltung des Alten Wall 2-32, zwischen Rathaus­platz und Adolphs­brücke, hat der Projekt­ent­wickler Art-Invest Real Estate bereits den ersten Abschnitt der umfang­reichen Quartiers­neu­ge­staltung vor geraumer Zeit fertig gestellt. Dieser Abschnitt des Flanier­bou­le­vards erfreut sich bereits durch den attrak­tiven Großstadt-Mix aus gehobenen Kunst-, Shopping- und Gastro-Angeboten großer Beliebtheit. In den nächsten zwei Jahren wird nun der hintere Straßen­ab­schnitt des Alten Wall Richtung Rödings­markt neuge­staltet, der sich bewusst an die Historie der Straße anlehnt. Während am Alten Wall 38 das künftige Haus der Bürger­schaft entsteht, wo 2025 die Landtags­ver­waltung und die Fraktionen der Hambur­gi­schen Bürger­schaft unter einem Dach Platz finden, wird am Alten Wall 40 auf 40.000 m² ein attrak­tiver Nutzungsmix umgesetzt. Konkret bedeutet das: Auf 22.000 m² werden moderne flexibel gestaltete Büroflächen und auf rund 7.000 m² über 80 unter­schiedlich große Wohnungen reali­siert. Darüber hinaus wird das inter­na­tional bekannte Boutique-Hotel The Hoxton am Alten Wall im Laufe des Jahres 2026 seine Türen öffnen.

Ein überaus komplexes Bauvorhaben

Für diesen letzten Abschnitt zeichnet sich das Team von Winking Froh als Archi­tekten verant­wortlich und damit für „ein unglaublich großes und komplexes Bauprojekt“, so David Manja­vidze von Winking Froh Archi­tekten. Er fungiert seit 2020 als Projekt­leiter für den Alten Wall 40 und hält alle Fäden in der Hand, um das bis zu 12-köpfige Team zu koordi­nieren, die verschie­denen Fachdis­zi­plinen zusam­men­zu­führen und mit allen betei­ligten Parteien inklusive Bauherren – also Art-Invest Real Estate – zu sprechen und sich abzustimmen. Das Archi­tek­turbüro, das sowohl in Hamburg als auch Berlin Standorte hat, konnte nach einer Ausschreibung die Aufgabe für sich gewinnen. Eine Jury wählte damals ihren Entwurf aus, der nun peu-à-peu in den nächsten zwei Jahren umgesetzt wird. Winking Froh Archi­tekten werden mit ihren 60 Mitar­beitern und Mitar­bei­te­rinnen von der Konkurrenz gerne mal als „Gemischt­wa­ren­laden“ beschrieben, wie Martin Froh, Partner bei Winking Froh, mit Augen­zwinkern erzählt. In Wirklichkeit sind die Archi­tekten schlicht extrem vielseitig. Sie haben viel Erfahrung beim Bau öffent­licher Gebäude und Rathäuser. Sie bauen aber auch Wohnungen, Schulen und sogar Brücken. Für ein so anspruchs­volles Projekt wie den Alten Wall 40 sind sie also mit allen Wassern gewaschen.

Dass das Bauprojekt so komplex ist, liegt übrigens nicht nur an der Größe. „Wir haben es hier mit fast allen Heraus­for­de­rungen zu tun, die man bekommen kann: Wir haben Bestands­ge­bäude, bauen am und im Wasser und in einer engen Straße“, erklärt Martin Froh. Hinzu kommt, dass viele Parteien invol­viert sind, darunter auch der Denkmal­schutz, denn durch die Nähe zu denkmal­ge­schützten Gebäuden wie der Börse, dem Rathaus und den Alster­ar­kaden genießt das Bauvor­haben am Alten Wall 40 beson­deres öffent­liches Interesse.

Baustoffe wie Steine und Aluminium werden wieder verwendet

Für ihren Entwurf gingen die Archi­tekten ins Landes­archiv und schauten sich an, wie die Straße früher aussah. Es war dabei auch ein Wunsch der Stadt, an die Historie mit den einzelnen Stadt­häusern wieder anzuknüpfen. Und so wird das Team bei Winking Froh am Alten Wall 40 drei Häuser mit entspre­chend geglie­derten Fassaden entstehen lassen. Eine der Anfor­de­rungen des Teams ist es dabei, bestehende Gebäude mit einzu­binden und zu moder­ni­sieren. So bleibt etwa das Hochhaus des ehema­ligen Sofitels erhalten. „Früher galt der Turm als Bausünde und man hätte ihn vor ein paar Jahren noch abgerissen, heute geht es aber um Erhalt und Nachhal­tigkeit“, erläutert Martin Froh. Natürlich wird sich der Look des Gebäudes stark verändern. Auch weil mit dem The Hoxton Hotel eine inter­na­tional bekannte Hotel­marke einzieht, die für ihre moderne Design­sprache und ihr attrak­tives großstäd­ti­sches Angebot bekannt ist. So bekommt das Hotel etwa ein Rooftop-Geschoss mit Gastro­nomie- und Event-Flächen und einem 360°-Blick über die Dächer der Hamburger Innen­stadt, der einmalig sein dürfte, weil man die Elphi, den Michel und auch das Rathaus sehen kann. Darüber hinaus spielt neben dem Erhalt von Bestands­ge­bäuden generell das Thema Nachhal­tigkeit eine große Rolle. Das Hochhaus wird eine Fassade erhalten, die wie Glas aussieht, hinter der sich jedoch eine hochmo­derne Photo­vol­ta­ik­anlage verbirgt, um Sonnen­licht als Energie­quelle zu nutzen.

Darüber hinaus werden Steine aus dem Abriss gesammelt und später neu verwendet. Auch andere Materialien wie Aluminium gehen zurück in den Kreislauf. Verwendete Ziegel entstehen teils aus Abfällen wie Natur­stein und werden heute mit mit grüner Energie und zudem wesentlich energie­spa­render als früher herge­stellt. „Nachhal­tigkeit ist ein relevantes Thema, auch für die Vermarktung. Neue Baustoffe und Energie­stan­dards sind wichtig. Wir planen hochwertig“, so Martin Froh. Und sein Kollege David Manja­vidze ergänzt: „Unser archi­tek­to­ni­scher Beitrag zur Nachhal­tigkeit ist, dass unsere Häuser auch noch in 100 Jahren stehen können. Sie müssen sich auch bei Gestalt und Ausdruck behaupten.“

Die schönste und schnellste Verbindung zur Elphi

Neben der nachhal­tigen Bauweise ist aber noch ein anderer Aspekt ein echter Game-Changer bei diesem Projekt. Denn erstmals entstehen über 80 neue Wohnungen in der Innen­stadt, was sowohl dem Bauherrn als auch der Stadt sehr wichtig war. Damit ist der Alte Wall 40 auch das einzige Wohnungs­bau­projekt mitten in der Stadt. Darin steckt natürlich eine große Chance, die abends eher menschen­leere Innen­stadt Hamburgs zu beleben. „Sowohl das The Hoxton Hotel als auch Wohnen in der City sind ein Initial für die Innen­stadt und das Thema Stadt­er­neuerung“, ist sich Martin Froh sicher. Hier soll also bewusst ein belebtes Quartier geplant und umgesetzt werden. Die Chancen dafür stehen gut. Direkt in der Nachbar­schaft werden 2024 etwa ein renom­mierter Jazz-Club und das Paradox-Museum eröffnen. Das altein­ge­sessene Brauhaus Joh. Albrecht kehrt an den Alten Wall 38 zurück. Außerdem wird der Alte Wall nach Fertig­stellung des hinteren Bauab­schnitts endgültig zur attrak­tivsten und kürzesten Verbindung zur Elbphil­har­monie und Hafencity. Die Innen­stadt und das Hafen­gebiet werden also noch enger zusam­men­wachsen und können gegen­seitig davon profitieren.

Die Hafencity findet Froh, der in Berlin lebt, übrigens „inzwi­schen gelungen“. Das Viertel ist mittler­weile belebt. Das liegt aber an den Menschen und nicht an der Archi­tektur. Ein Quartier braucht Zeit, um sich zu entwi­ckeln. Die Menschen müssen sich daran gewöhnen.“ Insgesamt bekommt die Archi­tektur in Hamburg von ihm eine gute Note – trotz der großen Zerstörung im Krieg. „Hamburg hat eine durch­ge­hende Qualität – von Neumühlen bis zur Hafencity – und ist ein Gesamt­kunstwerk.“  Das Archi­tekten-Team von Winking Froh wird dabei am Alten Wall 40 sicher alles dafür tun, die städte­bau­liche Qualität in Hamburgs Innen­stadt weiter zu erhöhen. Und damit den Anspruch Hamburgs unter­streichen, die schönste Stadt Deutsch­lands zu sein.