Wie das Architektenteam von Winking Froh Hamburgs City am Alten Wall 40 noch attraktiver machen will
Auf dem Gelände des ehemaligen Sofitel sind die Vorbereitungen für die Bauarbeiten in vollem Gange. 2026 werden dort das neue The Hoxton Hotel, moderne Büros sowie Wohnungen das Gesicht des Quartiers maßgeblich erneuern.
Man kann es sich kaum vorstellen: Wo heute vom Abriss übriggebliebene Rudimente des einstigen Hotels Sofitel stehen, spazierten vor vielen Jahrzehnten Bürger und Bürgerinnen Hamburgs über die Straße. Damals standen dort schlanke Stadthäuser und dahinter am Fleet Kontorhäuser. Es wurde also mitten im Herzen von Hamburg gelebt und gearbeitet. Und genau daran möchte man an dieser Stelle wieder anknüpfen.
Mit der Neugestaltung des Alten Wall 2-32, zwischen Rathausplatz und Adolphsbrücke, hat der Projektentwickler Art-Invest Real Estate bereits den ersten Abschnitt der umfangreichen Quartiersneugestaltung vor geraumer Zeit fertig gestellt. Dieser Abschnitt des Flanierboulevards erfreut sich bereits durch den attraktiven Großstadt-Mix aus gehobenen Kunst-, Shopping- und Gastro-Angeboten großer Beliebtheit. In den nächsten zwei Jahren wird nun der hintere Straßenabschnitt des Alten Wall Richtung Rödingsmarkt neugestaltet, der sich bewusst an die Historie der Straße anlehnt. Während am Alten Wall 38 das künftige Haus der Bürgerschaft entsteht, wo 2025 die Landtagsverwaltung und die Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft unter einem Dach Platz finden, wird am Alten Wall 40 auf 40.000 m² ein attraktiver Nutzungsmix umgesetzt. Konkret bedeutet das: Auf 22.000 m² werden moderne flexibel gestaltete Büroflächen und auf rund 7.000 m² über 80 unterschiedlich große Wohnungen realisiert. Darüber hinaus wird das international bekannte Boutique-Hotel The Hoxton am Alten Wall im Laufe des Jahres 2026 seine Türen öffnen.
Ein überaus komplexes Bauvorhaben
Für diesen letzten Abschnitt zeichnet sich das Team von Winking Froh als Architekten verantwortlich und damit für „ein unglaublich großes und komplexes Bauprojekt“, so David Manjavidze von Winking Froh Architekten. Er fungiert seit 2020 als Projektleiter für den Alten Wall 40 und hält alle Fäden in der Hand, um das bis zu 12-köpfige Team zu koordinieren, die verschiedenen Fachdisziplinen zusammenzuführen und mit allen beteiligten Parteien inklusive Bauherren – also Art-Invest Real Estate – zu sprechen und sich abzustimmen. Das Architekturbüro, das sowohl in Hamburg als auch Berlin Standorte hat, konnte nach einer Ausschreibung die Aufgabe für sich gewinnen. Eine Jury wählte damals ihren Entwurf aus, der nun peu-à-peu in den nächsten zwei Jahren umgesetzt wird. Winking Froh Architekten werden mit ihren 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von der Konkurrenz gerne mal als „Gemischtwarenladen“ beschrieben, wie Martin Froh, Partner bei Winking Froh, mit Augenzwinkern erzählt. In Wirklichkeit sind die Architekten schlicht extrem vielseitig. Sie haben viel Erfahrung beim Bau öffentlicher Gebäude und Rathäuser. Sie bauen aber auch Wohnungen, Schulen und sogar Brücken. Für ein so anspruchsvolles Projekt wie den Alten Wall 40 sind sie also mit allen Wassern gewaschen.
Dass das Bauprojekt so komplex ist, liegt übrigens nicht nur an der Größe. „Wir haben es hier mit fast allen Herausforderungen zu tun, die man bekommen kann: Wir haben Bestandsgebäude, bauen am und im Wasser und in einer engen Straße“, erklärt Martin Froh. Hinzu kommt, dass viele Parteien involviert sind, darunter auch der Denkmalschutz, denn durch die Nähe zu denkmalgeschützten Gebäuden wie der Börse, dem Rathaus und den Alsterarkaden genießt das Bauvorhaben am Alten Wall 40 besonderes öffentliches Interesse.
Baustoffe wie Steine und Aluminium werden wieder verwendet
Für ihren Entwurf gingen die Architekten ins Landesarchiv und schauten sich an, wie die Straße früher aussah. Es war dabei auch ein Wunsch der Stadt, an die Historie mit den einzelnen Stadthäusern wieder anzuknüpfen. Und so wird das Team bei Winking Froh am Alten Wall 40 drei Häuser mit entsprechend gegliederten Fassaden entstehen lassen. Eine der Anforderungen des Teams ist es dabei, bestehende Gebäude mit einzubinden und zu modernisieren. So bleibt etwa das Hochhaus des ehemaligen Sofitels erhalten. „Früher galt der Turm als Bausünde und man hätte ihn vor ein paar Jahren noch abgerissen, heute geht es aber um Erhalt und Nachhaltigkeit“, erläutert Martin Froh. Natürlich wird sich der Look des Gebäudes stark verändern. Auch weil mit dem The Hoxton Hotel eine international bekannte Hotelmarke einzieht, die für ihre moderne Designsprache und ihr attraktives großstädtisches Angebot bekannt ist. So bekommt das Hotel etwa ein Rooftop-Geschoss mit Gastronomie- und Event-Flächen und einem 360°-Blick über die Dächer der Hamburger Innenstadt, der einmalig sein dürfte, weil man die Elphi, den Michel und auch das Rathaus sehen kann. Darüber hinaus spielt neben dem Erhalt von Bestandsgebäuden generell das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Das Hochhaus wird eine Fassade erhalten, die wie Glas aussieht, hinter der sich jedoch eine hochmoderne Photovoltaikanlage verbirgt, um Sonnenlicht als Energiequelle zu nutzen.
Darüber hinaus werden Steine aus dem Abriss gesammelt und später neu verwendet. Auch andere Materialien wie Aluminium gehen zurück in den Kreislauf. Verwendete Ziegel entstehen teils aus Abfällen wie Naturstein und werden heute mit mit grüner Energie und zudem wesentlich energiesparender als früher hergestellt. „Nachhaltigkeit ist ein relevantes Thema, auch für die Vermarktung. Neue Baustoffe und Energiestandards sind wichtig. Wir planen hochwertig“, so Martin Froh. Und sein Kollege David Manjavidze ergänzt: „Unser architektonischer Beitrag zur Nachhaltigkeit ist, dass unsere Häuser auch noch in 100 Jahren stehen können. Sie müssen sich auch bei Gestalt und Ausdruck behaupten.“
Die schönste und schnellste Verbindung zur Elphi
Neben der nachhaltigen Bauweise ist aber noch ein anderer Aspekt ein echter Game-Changer bei diesem Projekt. Denn erstmals entstehen über 80 neue Wohnungen in der Innenstadt, was sowohl dem Bauherrn als auch der Stadt sehr wichtig war. Damit ist der Alte Wall 40 auch das einzige Wohnungsbauprojekt mitten in der Stadt. Darin steckt natürlich eine große Chance, die abends eher menschenleere Innenstadt Hamburgs zu beleben. „Sowohl das The Hoxton Hotel als auch Wohnen in der City sind ein Initial für die Innenstadt und das Thema Stadterneuerung“, ist sich Martin Froh sicher. Hier soll also bewusst ein belebtes Quartier geplant und umgesetzt werden. Die Chancen dafür stehen gut. Direkt in der Nachbarschaft werden 2024 etwa ein renommierter Jazz-Club und das Paradox-Museum eröffnen. Das alteingesessene Brauhaus Joh. Albrecht kehrt an den Alten Wall 38 zurück. Außerdem wird der Alte Wall nach Fertigstellung des hinteren Bauabschnitts endgültig zur attraktivsten und kürzesten Verbindung zur Elbphilharmonie und Hafencity. Die Innenstadt und das Hafengebiet werden also noch enger zusammenwachsen und können gegenseitig davon profitieren.
Die Hafencity findet Froh, der in Berlin lebt, übrigens „inzwischen gelungen“. Das Viertel ist mittlerweile belebt. Das liegt aber an den Menschen und nicht an der Architektur. Ein Quartier braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Die Menschen müssen sich daran gewöhnen.“ Insgesamt bekommt die Architektur in Hamburg von ihm eine gute Note – trotz der großen Zerstörung im Krieg. „Hamburg hat eine durchgehende Qualität – von Neumühlen bis zur Hafencity – und ist ein Gesamtkunstwerk.“ Das Architekten-Team von Winking Froh wird dabei am Alten Wall 40 sicher alles dafür tun, die städtebauliche Qualität in Hamburgs Innenstadt weiter zu erhöhen. Und damit den Anspruch Hamburgs unterstreichen, die schönste Stadt Deutschlands zu sein.