Wie das Familienunternehmen Röstlich Coffee Brothers Norddeutschland erobern will
Zwei Brüder stecken hinter der Bio-Kaffeemarke, die im Hamburger Kreativkaufhaus Jupiter erstmals ein Café betreiben und stetig wachsen.
Kaum hat Adrian Sousa die Hocker auf den Bürgersteig vor den großen Schaufenstern aufgestellt, schon sitzen zahlreiche junge Leute zum Chillen darauf. Die Sonne knallt vom Himmel, der Wind weht einen der Sonnenschirme um, es ist Sommer in Hamburg. Einige der Kids haben sich vorher im Jupiter im Café der Röstlich Coffee Brothers im Erdgeschoss eine der leckeren Kaffee-Spezialitäten aus Bio und Fair Trade Anbau geholt. Das Jupiter in der Mönckebergstraße gehört zum Projekt Frei_Fläche, Raum für kreative Zwischennutzung der Hamburger Kreativgesellschaft und wird von der Stadt Hamburg gefördert.
Adrian und sein älterer Bruder Daniel Sousa sind Teil des von André Cramer, Kopf hinter La Tribune Noire, kuratierten Erdgeschosses, wo man Produkte und Angebote der Black Community in Hamburg findet. „Das ganze Konzept von André hier im Jupiter ist toll, einfach ein cooler Space. Wir hatten sofort Lust, mitzumachen, denn so kann man uns kennenlernen und wir sind nach außen noch sichtbarer“, erzählt Daniel Sousa. Denn eigentlich betreiben die beiden Brüder nur eine Kaffee-Rösterei mit Sitz in Uetersen. Bevor sie sich selbstständig gemacht haben, hatten sie eine genaue Marktanalyse gemacht und festgestellt, „dass es in Schleswig-Holstein noch nicht so viele Röstereien gab und damit viel Potential vorhanden ist“, so Adrian Sousa. In Uetersen haben sie darüber hinaus eine Menge Platz für ihren großen 15-Kilo-Röster und das Lager. Ab und zu veranstalten sie dort auch Workshops, etwa im Rösten und Barrista-Kurse. Privat leben beide in Hamburg.
Der Traum vom Kaffee begann vor langer Zeit
Ihre Unternehmensgeschichte beginnt vor vielen Jahren, nämlich 2004. Damals verbrachte Daniels heutige Frau einige Zeit bei der Kaffeekooperative COMSA in Honduras. Nicht nur sie war sofort von dem Kaffeethema fasziniert. Seitdem waberte es in den Köpfen der Brüder herum. Doch Daniel studierte zunächst BWL und Adrian machte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, bevor sie ihren Kaffeetraum konkret werden ließen. 2017 fuhren sie gemeinsam nach Honduras. „Wir haben uns alles von A bis Z zeigen lassen, haben bei der Kaffeeernte mitgeholfen, uns die Verschiffung angeschaut. Wir waren total geflasht, als wir zurückgekommen sind“, erinnern sich beide. Anschließend fuchsten sich so richtig ins Thema ein, lernten zu rösten und dabei ihren eigenen Stil zu finden. Während gerade helle, eher saure skandinavische Mischungen in Hamburg populär werden, entschieden sie sich für „Medium Roast“, also eine nicht zu saure und nicht zu dunkle Röstung, so wie sie viele deutsche Kaffeetrinkende mögen. Der Kaffeekonsum in Deutschland liegt im Durchschnitt bei vier Tassen pro Tag (Quelle: Focus, April 2023), Tendenz steigend. Kaffee ist damit das beliebteste Heißgetränk in Deutschland. Es bleibt also ein durchaus lukrativer Markt. „Der Markt ist riesig. Dabei sind uns viele kleine Röstereien lieber als große Industrieröster“, sagt Adrian Sousa.
Eigenes Café nicht ausgeschlossen
Das junge Unternehmen ist auf Wachstumskurs. Eine Tonne rösten sie inzwischen im Monat. Im Moment machen die beiden Brüder noch alles allein. Allein auf sich gestellt waren sie auch als kurz nach dem Start der Corona-Lockdown kam. Das war ein schwerer Schlag. Doch Adrian und Daniel ließen sich nicht unterkriegen. „Wir hatten zuerst schlaflose Nächte, dann sind wir kreativ geworden und in große Supermärkte gegangen, um uns vorzustellen“, sagt Daniel Sousa. Regionale Marken liegen im Trend und so hatten sie Glück und wurden von großen Supermarkt-Ketten wie Rewe und Edeka in der Umgebung von Uetersen gelistet. Ihren größten Umsatz machen sie jedoch mit Restaurants, Büros und Hotels. Darunter Unternehmen wie Nordmark, Maerz Logistik und Rhenus Freight Logistik sowie im Gastrobereich Goldherz, Tasty’s, Smiley’s, Sandcafé und Parkhotel Rosarium.
Ihre Kreativität zeigen die sympathischen Jungunternehmer übrigens auch im Jupiter. Jeden Donnerstag gibt es dort Cocktails – mit und ohne Kaffee, während ein DJ Musik auflegt. Sie haben inzwischen so viel Spaß an dem Café-Betrieb, dass sie ein eigenes Café in Zukunft nicht ausschließen wollen. Genauso wenig wie Wachstum. „Wir wollen in Norddeutschland deutlich Bekanntheit aufbauen und auf gesunde Art wachsen. Die Qualität zu halten ist das A & O“, bestätigen beide. Das Unternehmer-Gen dazu haben sie auf jeden Fall und vielleicht hilft ihnen ihre Präsenz im Jupiter sogar dabei, ihre Pläne schneller zu verwirklichen. Zu gönnen wäre es Adrian und Daniel Sousa. Ihr Bio und Fair Trade Kaffee ist lecker und unterstützt die Kaffeebauern ihrer Kooperative in Honduras. Wer Röstlich Coffee Brothers Kaffee kauft, tut somit auch was Gutes. Also gerne mal eine Tasse Kaffee mehr trinken.
Weitere Infos:
https://www.roestlich-coffee.de/