Wie es Kulturmanager Andreas Hoffmann immer wieder schafft, tolle Kunst ins Bucerius Kunst Forum zu holen.
Wie es Kulturmanager Andreas Hoffmann immer wieder schafft, tolle Kunst ins Bucerius Kunst Forum zu holen
Dass Menschen Schlange für Kultur stehen, erlebt man nicht alle Tage. Für das Bucerius Kunst Forum am Alten Wall ist das jedoch nicht ungewöhnlich. Den letzten Kunst-Blockbuster legte die von der ZEIT-Stiftung getragene private Kulturinstitution Anfang 2020 mit der fantastischen David Hockney Ausstellung hin. Mit 100 000 Besuchern und Besucherinnen war sie eine der erfolgreichsten Ausstellungen der letzten Jahre, getoppt nur noch von der Werkschau der Künstlerin Frieda Kahlo im Jahr 2006. Gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin Dr. Kathrin Baumstark hat Prof. Dr. Andreas Hoffmann das Bucerius Kunst Forum zum Publikumsmagneten im Herzen von Hamburg gemacht. „Marke und Besucher haben sich deutlich verjüngt“, erzählt der Geschäftsführer des „Buci“, wie Fans der Institution den Ausstellungsort liebevoll nennen.
Andreas Hoffmann kam 2007 nach mehreren hochkarätigen Kulturstationen zum Bucerius Kunst Forum. In seine Zeit fallen die Erweiterung der Kulturstätte 2008 sowie der Umzug und die Eröffnung des urban geprägten Neubaus 2019 mitten am Alten Wall. Ein Umzug an einen anderen Ort stand dabei nie zur Diskussion: „Der Alte Wall hat einen zentralen Vorteil, er liegt mitten im Zentrum der Stadt, nah am politischen und wirtschaftlichen Geschehen, in schöner Architektur mit Wow-Effekt. Wir sehen den Standort als Investition in die Zukunft. Die Bedeutung der Straße wird weiter zunehmen“, ist sich Andreas Hoffmann sicher.
Hochkarätige Ausstellungen mit großer Strahlkraft
Die zentrale Lage ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor der Institution. Ermöglicht sie doch Flaneuren und Shoppern der Hamburger Innenstadt einen unkomplizierten Abstecher ins Bucerius Kunst Forum. Belohnt werden sie mit ausgesuchten und internationalen Ausstellungen auf einer überschaubaren Fläche. Dass dies kein Nachteil sein muss, erklärt Hoffmann wie folgt: „Unsere begrenzte Fläche führt dazu, dass wir im Narrativ stark kondensieren müssen, um die Botschaft einer Ausstellung in 90 Minuten erzählen zu können. Man verästelt sich nie. Man muss sich immer fragen, brauche ich das wirklich? Je mehr wir kondensieren, desto klarer wird die Ausstellung“, erläutert Hoffmann.
Um die 200 000 Menschen pro Jahr strömen in die Ausstellungen im Bucerius Kunst Forum. Das Themenspektrum ist breit. Es reicht von der Antike bis zur Gegenwart. „Der Erfolg hängt immer auch davon ab, ob man einen Nerv trifft“, konstatiert der Bucerius-Manager. Dass immer wieder antike Ausstellungen zum Tragen kommen, liegt nicht – wie man vermuten könnte – an Andreas Hoffmanns Vergangenheit als promovierter Archäologe. Vielmehr zeigt sich die breite Bevölkerung von Ausstellungen etwa über die Etrusker oder Pompeji fasziniert. „Klassische Archäologie behandelt eben auch Themen, die noch heute verhandelt werden. Sie schafft die Möglichkeit, zentrale und aktuelle Themen unserer Gesellschaft im Spiegel der Kunst zu diskutieren“, so der umtriebige Kulturmanager, der unter anderem auch noch als Honorarprofessor für Museumsmanagement und Finanzthemen in Kulturinstitutionen und als Geschäftsführer der Kunstmeile Hamburg fungiert.
Tolle Ausstellungen auch in schwierigen Zeiten absichern
Als General Manager des Hauses ist Andreas Hoffmann in alle relevanten Themen involviert. Also von der Ausstellungsplanung bis zum Druck der Kataloge. Darüber hinaus muss er die Finanzen im Griff behalten. Hoffmann sieht sich dabei in der Rolle eines Ermöglichers, der auch in schwierigen Zeiten die künstlerische Leiterin, die Kurator*innen und das Team des Ausstellungshauses dabei unterstützt, dass „das Bucerius Kunst Forum als Schnellboot, flexibel und auf hohem Niveau agieren kann, um tolle Kunst an den Alten Wall zu holen“. Dabei hilft ganz sicher, dass er eben nicht nur ein Betriebswirt, sondern selbst Ausstellungskurator ist und somit einen anderen Blick auf die Führung der Geschäfte wirft. Denn Kunst ist für Hoffmann „humanrelevant, weil sie dazu animiert, sich mit sich selbst und der Gesellschaft zu beschäftigen“.
Dieser andere Blick führte in den letzten Jahren verstärkt dazu, Ausstellungsthemen in weitere spannende Formate zu verlängern. Dazu gehören Lesungen, Poetry-Slams, auf die jeweilige Ausstellung abgestimmte Musik-Events, aber auch Malklassen und spezielle Angebote für Kinder im Kita-Alter und Senioren, die an Demenz leiden. In Sachen Digitalisierung war die Kulturinstitution Vorreiter. Natürlich kamen in der Pandemie weitere Angebote hinzu. Einige davon dürften wohl langfristig bleiben, ermöglichen sie es doch Menschen, die nicht mehr mobil sind oder schlicht in anderen Städten leben, zumindest digital Kunst zu genießen. Auch eine Kunstinstitution wie das Bucerius Kunst Forum muss mit ihrem Angebot immer in Bewegung bleiben.
Besondere Kultur-Tipps
Und wer im Bucerius Kunst Forum wirklich schon alles gesehen hat, für den hält Andreas Hoffmann besondere Tipps bereit. Sein Lieblingsmuseum in Hamburg ist das Museum für Kunst & Gewerbe, das auch europaweit einen hervorragenden Ruf genießt. Das Jenisch- sowie das Ernst-Barlach-Haus empfiehlt er ebenfalls - zwei Ausstellungsorte, die oft unterschätzt werden. Beim Besuch der Museen im Jenischpark könnte man gleich einen Spaziergang an der Elbe anschließen. Als gebürtiger Ostfriese verrät Hoffmann nämlich, „dass der Ostfriese den Norden liebt, das Norddeutsche, das Meer und den Deich“. Wenn man Menschen aus Ostfriesland als Freunde gewinnen möchte, dauert das zwar – so Hoffmann – etwas länger, „dafür kann man jedoch langwährende Freundschaft finden“. So ähnlich geht es einem übrigens auch mit dem Bucerius Kunst Forum: Je öfter man es besucht, desto größer wird das Fantum.